Kunstverein Bellevue-Saal
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Der Verein zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz e.V. wurde am 28. Januar 1986 von neun Künstlerinnen und Künstlern aus Wiesbaden zunächst als Plattform für die Realisierung eigener Ausstellungsvorhaben gegründet. Der damalige Name „Verein zur Durchführung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz“ verdeutlichte das. Den selbst gesetzten Anspruch löste man durch die Ausstellung „Krankheit und Tod“ (1986) in der ehemaligen Nerotalklinik, dem jetzigen thalhaus, auch ein.
Als im Herbst 1993 die Stadt in der Wilhelmstraße Nr. 32 die von ihr betriebene Galerie Bellevue wegen knapper Finanzen aufgeben wollte, gewannen die beiden damaligen Vorsitzenden Helmut Schulze und Gottfried Hafemann die Stadt dafür, den Ausstellungsort mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt vom Verein zu bespielen und auch die beiden bisher von der Stadt vergebenen Stipendien über den Verein zu vergeben. (Bellevue-Saal-Stipendium)
Der Ausstellungsort ist ein besonderer. Der Saal mit seiner vom Jugendstil geprägten Decke war über Jahrzehnte der Speisesaal des renommierten Hotels Bellevue. Die Galerie Bellevue wurde zum Bellevue-Saal und der Verein änderte seinen Namen, indem an die Stelle der „Durchführung“ jetzt die „Förderung“ künstlerischer Projekte trat. Für viele ist es einfach der Bellevue-Saal-Verein. Aus den anfänglich neun Mitgliedern des Vereins sind inzwischen 150 geworden, darunter etwa 40 Prozent Künstlerinnen und Künstler.
Das damals vorgelegte Konzept hat bis heute getragen und den Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im Bellevue-Saal ein ganz eigenes Profil gegeben. Unter der Formel 1:1 entwickeln ein Künstler ‚von hier’ und ein Künstler ‚von außerhalb’ gemeinsam ein Konzept für eine Ausstellung, die oft experimentellen Charakter hat.
Jährlich finden acht Ausstellungen statt. Fünf folgen dem oben genannten Prinzip, die drei anderen sind Einzelausstellungen. Die Stipendiaten zeigen am Ende ihres viermonatigen Aufenthaltes in Wiesbaden ihre hier entstandenen Arbeiten. Und in der Reihe „Künstler über 60“ werden ältere Künstler vorgestellt, deren Werk eine stärkere öffentliche Beachtung verdient.
Jurierte Mitgliederausstellungen gab es nur zu bestimmten Anlässen, zum Beispiel 2005 nach der Tsunami-Katastrophe „100 Werke für Sri Lanka“, um mit dem Erlös ein Schulprojekt in Sri Lanka zu unterstützen, und zum Palliativ-Kongress 2008 in Wiesbaden „Leben am Ende des Lebens“.
1997 fand das erste „Klang-Kunst-Festival UND“ statt, dem 1999 und 2001 noch zwei weitere folgten.
Der Verein erhielt 2006 den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden. Ab 2014 trägt der Verein offiziell die Bezeichnung „Kunstverein Bellevue-Saal“ mit dem alten Namen als Untertitel.
Literatur
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Meyer-Husmann, Ulrich (Hrsg.)
Bellevue-Saal 1993-2003, Wiesbaden 2004. Regelmäßige Dokumentationsbroschüren im zweijährigen Abstand (zuletzt 2010 – 2011).