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Krüger, Paul

Bauführer, Gewerkschafter, Widerstandskämpfer, Parlamentarier

geboren: 17. Juni 1903 in Wiesbaden
gestorben: 16. Dezember 1990 in Weilrod


Details

Der Sohn eines sozialdemokratischen Holzarbeiters und einer Büglerin arbeitete nach der Volksschule zehn Jahre lang als Gelegenheitsarbeiter und Aushilfskraft, qualifizierte sich jedoch durch den Besuch der Fachschule für Tiefbau weiter. 1927 erhielt er eine feste Anstellung als Vermessungsgehilfe beim Stadtvermessungsamt Wiesbaden.

1919 bereits der USPD sowie der Freien Sozialistischen Jugend und dem Touristenverein „Die Naturfreunde“ beigetreten, wurde er ebenfalls 1927 Mitglied der KPD. Im selben Jahr wechselte er vom Baugewerksbund zum Gemeinde- und Staatsarbeiterverband und wurde Mitglied des Betriebsrates. Alsbald übernahm er die Leitung des Kommunistischen Jugendverbandes, später die der Revolutionären Gewerkschaftsopposition im Unterbezirk Wiesbaden. 1932 organisierte er in den kommunalen Betrieben einen Antifaschistischen Ausschuss. Im folgenden Jahr war der Stadtverordnete führend an den frühen kommunistischen Widerstandsaktivitäten gegen das „Dritte Reich“ beteiligt.

Im März 1933 vorübergehend im Polizeigefängnis Wiesbaden inhaftiert, wurde der danach in den Untergrund Abgetauchte im Mai erneut festgenommen. Bis Ende 1933 musste er einsitzen, erst wiederum im hiesigen Polizeigefängnis, dann im Zentralgefängnis Freiendiez, schließlich im KZ Esterwegen. Die fünfköpfige Familie hatte während jener Jahre mit einer kärglichen Fürsorgeunterstützung auszukommen, die allerdings durch Zuwendungen der illegalen Roten Hilfe ein wenig aufgestockt werden konnte. Trotz polizeilicher Überwachung nahm Krüger Mitte 1934 die Widerstandsarbeit abermals auf. Im Sommer 1935 wurde er aufs Neue verhaftet und über vier Gefängnisse wiederum ins KZ Esterwegen verbracht. Seit dem Jahr darauf wurde er im KZ Sachsenhausen drangsaliert. Im Herbst 1938 wurde er aus der Haft in seine Heimatstadt entlassen, musste sich aber künftig täglich bei der Gestapo melden. Bei der Baufirma Jakob Wiederspahn KG wurde ihm eine Arbeit als Erdarbeiter zugewiesen. Später arbeitete er dort als Tiefbautechniker und schließlich bis zum Kriegsende als Bauführer.

1945 engagierte er sich für die Reorganisation der Gewerkschaften auf betrieblicher Ebene, war Mitbegründer der Demokratischen Einheitsgewerkschaft Wiesbaden und wirkte außerdem mit im antinazistischen Aufbau-Ausschuss Wiesbaden sowie bis ins folgende Jahr hinein im örtlichen Einheitsausschuss von SPD und KPD und dazu noch im Bürgerrat Wiesbaden als der „Vertretung der antinationalsozialistischen Kräfte“ der Stadt. 1946 wurde er Geschäftsführender Sekretär der Gewerkschaft Öffentliche Verwaltungen und Betriebe, Bezirk Wiesbaden, der späteren ÖTV. Im selben Jahr arbeitete er im Beratenden Landesausschuss, dann in der Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen mit und wurde für die KPD in den ersten Hessischen Landtag gewählt. Außerdem gehörte er seit 1946 dem Landesvorstand seiner Partei an. 1947 zählte er zu den Mitbegründern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Von 1948 bis 1952 war er Stadtverordneter bzw. Fraktionsvorsitzender der Wiesbadener KPD. 1952 wurde er nach Frankfurt am Main versetzt und übernahm die Rechtsstelle der dortigen ÖTV. Seit 1959 fungierte er als deren 2. Vorsitzender und stellvertretender Geschäftsführer.

1968 schied Krüger aus dem Berufsleben aus und trat der soeben neu gegründeten DKP bei. Er hat ferner in zahlreichen ehrenamtlichen Funktionen gewirkt, so als Beisitzer beim Arbeitsgericht in Wiesbaden, als Arbeitsrichter, Landesarbeitsrichter sowie Richter am Verwaltungsgericht, sämtlich in Frankfurt. Der Nachlass Paul Krügers befindet sich im Stadtarchiv Wiesbaden.

Literatur