Sprungmarken

Gärtner, Ludwig

Justizoberrentmeister, Sammler und Heimatforscher

Philipp Jakob Ludwig Gärtner

geboren: 15. Januar 1864 in Wiesbaden
gestorben: 8. Februar 1953 in Wiesbaden


Details

Die Bedeutung von Nachlässen für die Überlieferung der Lokalgeschichte ist heute allgemein auch in Fachkreisen anerkannt. Im Stadtarchiv Wiesbaden wird unter der Signatur „NL 1“ ein besonders kostbarer Nachlass aufbewahrt. Es handelt sich um die Sammlungen von Ludwig Gärtner, die er als „Wiesbadener Erinnerungen (Bücher und Bilder)“ bezeichnet hat.

Durch Testament vom 16. Juni 1949 vermachte er den Nachlass der Stadt Wiesbaden mit der ausdrücklichen Auflage, es solle nichts aus demselben „entfernt und an andere Stellen abgegeben werden“. Demgegenüber forderte er, dass die Sammlungen durch „neue Erscheinungen auf dem Gebiete der Heimat-Literatur oder solcher Werke, die (….) noch nicht enthalten“ seien, ergänzt würden.

Über ein halbes Jahrhundert hatte Gärtner alles gesammelt, was zur Geschichte Wiesbadens gehört. Bereits während seiner 41 Jahre umfassenden Dienstzeit als hoch angesehener Beamter des gehobenen Justizdienstes an der Gerichtskasse Wiesbaden hatte er mit seiner Sammlertätigkeit begonnen. Die Sammlungen beinhalten zunächst eine rund 900 Bände umfassende Bibliothek. Gärtner sammelte aber auch Grafiken, Stiche und Lithografien sowie Plakate, Fotos und Postkarten.

Das wertvolle Bildmaterial illustriert fast lückenlos die geschichtliche Entwicklung Wiesbadens im Laufe der letzten 400 Jahre. Ein wichtiger Bestandteil des Nachlasses ist die umfangreiche Zeitungsausschnittsammlung. Sie umfasst in 36 Bänden die Zeit von 1900 bis 1953 und gibt einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Jahrzehnte. Eine wesentliche Grundlage für die Erforschung der Wiesbadener Stadtgeschichte ist auch die 1911 von ihm begründete und kontinuierlich fortgeführte Kartei mit nahezu 15.000 bibliografischen Nachweisen zur Wiesbadener Geschichte (so genannte „Gärtner-Kartei“). Gärtner hat seine Sammlertätigkeit nicht nur der Wiesbadener Stadtgeschichte gewidmet, sondern auch viele Dokumente aus der Zeit des Herzogtums Nassau zusammengetragen.

Mit seiner dem Stadtarchiv überlassenen Sammlung leistete Ludwig Gärtner einen wichtigen Beitrag zur Wiesbadener Stadtgeschichte. Drei Wochen nach seinem 89. Geburtstag starb er im Städtischen Alten- und Pflegeheim in Wiesbaden-Biebrich, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Noch zwei Tage vorher hatte er zur gewohnten Stunde in seinem Archiv gearbeitet, das in einem Zimmer im Dachgeschoss des Biebricher Rathauses eine vorläufige Bleibe gefunden hatte.

Literatur