Feller, Georg
Feller, Georg
Gewerkschafter, Widerstandskämpfer, Kommunalpolitiker
geboren: 30.01.1906 in Darmstadt
gestorben: 12.12.1993 in Wiesbaden
Artikel
Nach der Volksschule absolvierte der älteste Sohn einer kinderreichen Handwerkerfamilie in Wiesbaden eine kaufmännische Lehre und besuchte zudem die Städtische Kaufmännische Fortbildungsschule sowie die Abendschule. Sodann arbeitete er, unterbrochen von Perioden der Arbeitslosigkeit, als Angestellter in verschiedenen hiesigen Firmen.
1925 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Ortsvereins der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz–Rot-Gold. Im Jahr darauf trat er der SPD bei. Außerdem gehörte er damals dem Zentralverband der Angestellten an. Während der Weimarer Republik war er in etliche Auseinandersetzungen mit örtlichen NSDAP-Anhängern verwickelt und wurde deshalb wegen „passiven Landfriedensbruchs“ zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im „Dritten Reich“ leitete er zusammen mit Albert Markloff den Wiesbadener Stützpunkt einer im ganzen Rhein-Main-Gebiet weit verzweigten Widerstandsorganisation aus SPD- und Reichsbanner-Mitgliedern. Allein hierorts wurde ein Leserkreis von bis zu 50 Oppositionellen mit regimekritischen Schriften versorgt, vor allem mit der vom SPD-Exilvorstand in der Tschechoslowakei regelmäßig nach Deutschland eingeschmuggelten Parteizeitung „Sozialistische Aktion“.
Im Herbst 1935 wurden Feller und Markloff verhaftet. 1936 erfolgte ihre Verurteilung wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“. Die Namen der von ihnen antinazistisch beeinflussten Gesinnungsfreunde hatten sie trotz der Folterungen nicht preisgegeben. Nach Verbüßung seiner zweieinhalbjährigen Zuchthausstrafe wurde Feller bis 1940 im KZ Buchenwald inhaftiert. Anschließend arbeitete er in Wiesbaden als Buchhalter, bis er Anfang 1943 zum Strafbataillon 999 einberufen wurde. Bis zum Kriegsende war er auf Rhodos als Funker eingesetzt, wobei er sich abermals an Widerstandsaktivitäten beteiligte.
Von 1945 bis Anfang 1947 befand er sich in britischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten. Kurz nach seiner Rückkehr trat er als Angestellter in die Wiesbadener Stadtverwaltung ein und leitete zugleich bis 1951 die lokale Kriegsgefangenen- und Heimkehrer-Betreuungsstelle der SPD. Von 1947 bis 1950 wirkte er als Betriebsratsvorsitzender, von 1950 bis 1960 als Gewerkschaftssekretär, Geschäftsführer und schließlich 1. Vorsitzender der Kreisverwaltung Wiesbaden der Gewerkschaft ÖTV. Von 1952 bis 1956 diente er seiner Heimatstadt als Stadtverordneter, von 1956 bis 1960 als ehrenamtlicher Stadtrat und seitdem bis 1971 als hauptamtlicher Stadtrat für Jugend, Soziales und Gesundheit. 1984 wurde ihm die Wilhelm-Leuschner-Medaille verliehen, zwei Jahre darauf das Prädikat „Stadtältester“. Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Wiesbaden.
Literatur
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Bembenek, Lothar und Ulrich, Axel
Widerstand und Verfolgung in Wiesbaden 1933–1945. Eine Dokumentation. Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden – Stadtarchiv (Hrsg.), Gießen 1990.