Erler, Fritz
geboren: 15.12.1868 in Frankenstein bei Breslau
(heute Ząbkowice Śląskie)
gestorben: 11.7.1940 in München
Details
Fritz Erler wurde als Sohn des königlichen Kreissekretärs Friedrich Louis Erler (1834 – 1888) und dessen Frau Ernestine Auguste Berta, geb. Mayer (1831 – 1915?) im schlesischen Frankenstein geboren. Von dort zog die Familie 1875 nach Strehlen, wo Erler das Gymnasium besuchte. Ab 1885 studierte er an der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau und wurde Meisterschüler von Albrecht Peter Bräuer (1830 – 1897). 1889 ging er zunächst an die Kunstakademien in Berlin und Weimar und 1890 nach München. Im Herbst 1892 entschied er, seine Studien in Paris an der privaten Académie Julian fortzusetzen, und 1894 ließ er sich schließlich in München nieder.
Hier gewannen ihn der Verleger Georg Hirth (1844 – 1916) und der Publizist Fritz von Ostini (1861 – 1927) für die Mitarbeit an der Zeitschrift „Jugend“, die zum Sprachrohr einer neuen, modernen Stilbewegung, des „Jugendstils“, werden sollte. Erler entwarf das Titelblatt des am 1. Januar 1896 erschienenen ersten Heftes und gehörte bis 1916 zum festen Mitarbeiterstab. 1899 gründeten er und eine Reihe anderer Künstler die Münchner Künstlergruppe „Scholle“, die bis 1911 bestand. In den Sommermonaten zog man nach Holzhausen am Ammersee um zu arbeiten. Hier lernte Erler Anna Hörger (1880 – 1963) kennen, die er 1903 heiratete. Beider Sohn Dietrich kam 1906 zur Welt. Ein in Holzhausen 1904/05 nach eigenen Plänen erbautes Sommeratelierhaus diente ab 1918 als ständiger Wohnsitz der Familie.
Bereits um die Jahrhundertwende einer der gefragtesten Künstler in München, erhielt Erler 1906 den bedeutenden Auftrag, die südliche Lesehalle, den heutigen Muschelsaal, im neuen Wiesbadener Kurhaus (Kurhaus, neues) zu gestalten. In kürzester Zeit und bei ungünstigsten Bedingungen entstanden fünf Wandbilder in Freskotechnik. Das Thema „Die Vier Jahreszeiten“ war vom Architekten des Kurhauses, Friedrich von Thiersch, vorgegeben worden. Die Arbeit an den vor Ort erhaltenen Wandbildern dauerte bis kurz vor der Eröffnung am 11. Mai 1907 durch Kaiser Wilhelm II. In den fünf Bildern mit den Titeln „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“, „Winter“ und „Alter und Jugend“ schuf Erler, durchaus noch dem Jugendstil verbunden, eigenwillig-originelle Interpretationen der vorgegebenen Themen. Bildinhalte und Komposition, Malweise und eine spektakulär bunte Farbgebung missfielen Wilhelm II. und er übte harsche Kritik, was Erlers Bekanntheitsgrad beträchtlich steigerte. Zur Jahreswende 1907/08 erhielt er den Titel eines königlichen Professors.
Während des Ersten Weltkriegs war Erler offizieller Kriegsmaler. Er bereiste die Kriegsschauplätze und, vom Kriegsgeschehen erschüttert und fasziniert zugleich, entstanden zahlreiche Gemälde und Grafiken heroischen und patriotischen Inhalts, ein Gefallenengedenkblatt und Kriegsanleihe-Plakate, Werke, mit denen er außerordentlich erfolgreich war und die weite Verbreitung fanden. 1916 wurde er für seine Verdienste mit dem „König-Ludwig-Kreuz“ geehrt.
Nach Ende des Krieges kehrte er zu seinen früheren Bildthemen zurück, und obwohl die entstehenden Arbeiten auch stilistisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren, wurde er weiterhin geschätzt und mit Aufträgen bedacht. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und die Gründung der Reichskulturkammer im September 1933 hatten für Erler keine unmittelbaren negativen Folgen. 1937 erhielt er einen letzten großen Auftrag, dessen Vergabe an ihn von Hitlers Zustimmung abhängig war. Es handelte sich um einen Zyklus von zehn großformatigen Glasmosaiken für die Kassenhalle des Erweiterungsbaus der Reichshauptbank in Berlin. Dieser Zyklus war das monumentalste und zugleich heroischste Werk Erlers, die gewählten Themen und das gezeigte nordische Menschenbild entsprachen den offiziellen Vorstellungen von Kunst. 1940 starb Fritz Erler und wurde auf dem Friedhof in Holzhausen beigesetzt. Sein gesamter Nachlass ging 1965 durch Brand verloren.
Fritz Erler war bis zum Ersten Weltkrieg ein anerkannter und populärer Künstler von enormer Vielseitigkeit. Zunächst noch dem Jugendstil verpflichtet, richtete er ganze Räume ein, lieferte Entwürfe für Möbel, Vasen, Stickereien, Exlibris, Buchumschläge und Plakate, entwarf Bühnenbilder und Kostüme, hinterließ zahlreiche Porträts und großformatige, dekorative Wandbilder, Fresken und Mosaiken. Ausgezeichnet mit mehreren Gold- und Silbermedaillen, wurde er 1922 zum Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München ernannt, erhielt 1928 den „Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst“ und schließlich 1935 die Hessische Staatsmedaille für hervorragende Malerei.
Nahezu in Vergessenheit geriet sein umfangreiches und schwer zu überschauendes Werk auch aufgrund der indifferenten Haltung Erlers gegenüber der Kulturpolitik der Nationalsozialisten. Viele seiner Werke ließen sich ohne Mühe im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie instrumentalisieren. Seine Nähe zum Regime dokumentieren darüber hinaus zahlreiche Porträts von NS-Größen, die er in offiziellem Auftrag anfertigte, darunter auch zwei großformatige Porträts Hitlers.
Das Museum Wiesbaden besitzt zahlreiche Werke Erlers, darunter Entwürfe der Kurhaus-Fresken, ein Selbstbildnis (1913) sowie ein Bildnis seiner Frau am Meer (1906) und mehrere Gemälde, die den deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg heroisieren.
Literatur
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Schroeter, Christina
Fritz Erler: Leben und Werk, Hamburg 1992.
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Unterberger, Siegfried u.a. (Hrsg.)
Die Scholle. Eine Künstlergruppe zwischen Secession und Blauer Reiter, München u.a. 2007.
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Schroeter-Herrel, Christina
Erler, Fritz (1868). In: AKL Online (Allgemeines Künstlerlexikon), Berlin/New York, Dok-ID: _10206733 (abgerufen 11/2011).
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Klar, Alexander (Hrsg.)
Fritz Erler. Von der Scholle in den Krieg, Köln 2016.