Cramer, Friedrich
geboren: 19. Oktober 1847 in Wiesbaden
gestorben: 20. Februar 1903 in Wiesbaden
Details
Friedrich Cramer, Sohn eines Zahnarztes, absolvierte als Schüler des berühmten Chirurgen Bernard von Langenbeck sein Medizinstudium in Marburg, Bonn und Würzburg und promovierte. Im Anschluss wirkte er als Assistenzarzt in Mainz. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 versah er seinen Dienst in verschiedenen Feldlazaretten und erhielt für seine Leistungen das Eiserne Kreuz.
Auf Bitten seines Lehrers Langenbeck ging Cramer als Chirurg an das 1876 gegründete St. Josefs-Hospital in Wiesbaden, zu dessen Chefarzt er 1892 ernannt wurde. Friedrich Cramer entwickelte sich in der Folgezeit zu einer Kapazität auf dem Gebiet der Chirurgie und veröffentliche seine Forschungsergebnisse in zahlreichen Aufsätzen. Seine größte Leistung war die Entwicklung der nach ihm benannten „Cramer-Schiene“, einer flexiblen Drahtleiterschiene, die durch Binden fixiert zur Ruhigstellung von Frakturen und ähnlichen Verletzungen eingesetzt wurde. Darüber hinaus wirkte er an der Erstellung des Röntgen-Atlas mit und fungierte als Vorsitzender der Standesvereinigung Wiesbadener Ärzte. Dass er viele Operationen an sozial Schwachen durchführte, ohne Entgelt zu verlangen, trug ebenso dazu bei, dass Cramer ein extrem hohes Ansehen bei seinen Kollegen und Patienten genoss.
Anlässlich seines ersten Todestages ehrte man ihn durch die Errichtung eines Denkmals im Vestibül des St. Josefs-Hospitals, in dem er bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahre 1903 gewirkt hatte. Das Denkmal selbst besteht aus einem etwa 1,80 Meter hohen Postament, auf dem eine lebensgroße Büste Cramers zu sehen ist. Beides, Büste und Postament, waren durch den Bildhauer Professor Joseph Uphues (1850-1911), der bereits das Kaiser-Friedrich-Denkmal schuf, entworfen und aus hellem Marmor hergestellt worden.
Im Rahmen einer Feierstunde wurde es im Vestibül des Hospitals aufgestellt. Zur Einweihung war unter anderem Oberbürgermeister Carl Bernhard von Ibell erschienen. Die Feierlichkeiten wurden durch mehrere Liedbeiträge des katholischen Kirchenchores eingeleitet. Im Anschluss daran würdigte Dr. Paul Wehmer, Nachfolger Cramers in der Position des Chefarztes, in seiner Festrede die medizinischen Leistungen und menschlichen Qualitäten seines Vorgängers. Der Rede folgte die Einsegnung des Denkmals durch den Prälat Dr. Adam Keller, worauf mehrere Kränze durch das Denkmalkomitee, Vertreter des Heilig-Geist-Spitals, den Ärztlichen Verein, die Vereinigung der Wiesbadener Ärzte sowie durch Verwandte und Freunde niedergelegt wurden. Eine weitere musikalische Darbietung des Kirchenchors bildete den Abschluss der Feierstunde.
Literatur
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Fischer, Isidor (Hrsg.)
Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre Band 1, Berlin, Wien 1932. (S. 274)
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Renkhoff, Otto
Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39). (Kurzbiographie Nr. 635)