Carstens, Lina
geboren: 6. Dezember 1892 in Wiesbaden
gestorben: 22. September 1978 in München
Details
Die Tochter eines Sägewerksbesitzers friesischer Herkunft und einer Hessin besuchte die höhere Mädchenschule und nahm Schauspielunterricht bei Hans Oberländer am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden. Ihr erstes Engagement erhielt die Neunzehnjährige am Hoftheater in Karlsruhe. 1915 wechselte sie ans Schauspielhaus nach Leipzig, wo ihre eigentliche Bühnenlaufbahn begann und wo sie, mit Unterbrechungen u.a. in Hamburg, München und Berlin, fast zwei Jahrzehnte ihres Berufslebens zubrachte.
Ihre bevorzugten Rollen waren resolute, gewitzte Frauen, seien es die Marthe Rull in Kleists “Der zerbrochene Krug“, die Frau Henschel in Gerhart Hauptmanns “Fuhrmann Henschel“, oder die Titelfigur von Brechts “Mutter Courage“.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem sie ihren einzigen Sohn verlor, setzte sie ihre Bühnenlaufbahn in Koblenz, Stuttgart und München fort, wo sie von 1948-1958 dem Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels angehörte.
Parallel zu ihrer Theaterarbeit war sie ab 1922 auch in Filmen aufgetreten und brachte es im Laufe ihres Berufslebens auf über hundert Produktionen, in denen sie meist Nebenrollen spielte, so mit Zarah Leander in “Zu neuen Ufern“ (1937) oder “Heimat“ (1938), mit Emil Jannings in “Der zerbrochene Krug“ (1937) oder mit Heinrich George in “Hochzeit auf Bärenhof“.
Als Haushälterinnen (etwa in den “Pater-Brown“-Komödien mit Heinz Rühmann), als patente Mütter oder Zimmerwirtinnen, die sich gerne einmischen, wurde sie später zur verlässlichen Größe des bundesdeutschen Kinos und Fernsehens. Ihren größten Erfolg erlebte sie 1974 als “Lina Braake“. In dem gleichnamigen Film von Bernhard Sinkel spielte sie an der Seite von Fritz Rasp eine rüstige Alte, die sich am Ende ihres Lebens mit Intelligenz und Charme an ihrer Bank rächt, um das ergaunerte Geld einem guten Zweck zukommen zu lassen.