Amerikahaus
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Am 8. Juli 1947 wurde in der Wilhelmstraße 15 eine Amerikanische Bibliothek mit 3.000 Bänden eröffnet, die vor allem deutschen Lesern unentgeltlich zur Verfügung stehen und der „Reeducation“ dienen sollten. Hier fand der Leser „… herrlich gedruckte und gebundene amerikanische Literatur schöngeistigen, wissenschaftlichen, politischen, medizinischen und technischen Inhalts“, wie ein Journalist notierte. Auch deutschsprachige Titel bot diese erste Freihandbibliothek in Wiesbaden an. Angegliedert war ein Zeitschriftenzimmer mit wissenschaftlichen und unterhaltenden Magazinen und Illustrierten.
Den Leitgedanken der Einrichtung formulierte Oberst MacMahon bei der Eröffnung: es gehe um die „Errichtung einer festen Straße für den Austausch von Wahrheit und Wissen“. Die Bibliothek, der Räume für Filmvorführungen, Vorträge und Ausstellungen angeschlossen waren, wurde seit 1948 als Amerikahaus bezeichnet und war die sechste dieser Art in Hessen. Im März 1948 hatte sich die Zahl der Bücher bereits verdreifacht, die Gesamtzahl der ständigen Leser belief sich auf 3.500. Für Kinder ab acht Jahren existierte eine eigene Kinderbücherei. „Unsere Einrichtung ist ein freies, kulturelles Unternehmen, gefördert von einem freien Volke im Interesse der deutschen Öffentlichkeit. Wir verlangen von niemandem hierher zu kommen. Aber alle, die einmal hier gewesen sind, kommen wieder. Die Gehälter der Angestellten werden aus einem besonderen Fonds bestritten und gehen nicht zu Lasten des deutschen Publikums …“, erklärte der Leiter des Amerikahauses, Emil P. Jallouk, dem 25 deutsche Mitarbeiter zur Seite standen.
Am 1. März 1950 zog das Amerikahaus in die bis dahin als amerikanische Offiziersmesse benutzte Villa Humboldt - Ecke Blumenstraße mit großzügigen Räumen um. Im Dachgeschoss hatte man einen deutsch-amerikanischen Gemeinschaftskindergarten eingerichtet, der über Tische, Garderobe, Waschraum und Toiletten im Miniaturmaßstab verfügte. Vor dem Haus befand sich ein prächtiger Kinderspielplatz. Die feierliche Eröffnungsfeier mit Ministerpräsident Christian Stock und Oberst James R. Newman fand am 17. Mai 1950 statt. Inzwischen umfasste die Bibliothek 20.000 Bände, einen Vortragsraum mit 120 Sitzplätzen sowie Diskussions-, Musik- und Leseräume und einen Kinosaal. Das neue Amerikahaus stelle eine „wesentliche Bereicherung für die Kurstadt“ dar, sagte Oberbürgermeister Hans Heinrich Redlhammer in seiner Ansprache.
Außer musikalischen Darbietungen umfasste das vielfältige Veranstaltungsprogramm Lichtbildervorträge über zeitgenössische amerikanische Malerei, zur Geschichte und Kultur Altmexikos und zum schwedischen Opernschaffen. Vorträge zu Themen wie Kirchenmusik und religiösem Leben in Schweden und über die Planungen zum neuen Kurviertel, eine Ausstellung zu „gegenstandsfreier Malerei“ mit 400 amerikanischen und europäischen Werken, kostenlose Englischkurse und Filmvorführungen rundeten das Programm ab. Schon im Herbst 1953 musste das Wiesbadener Amerikahaus wegen zu hoher Kosten geschlossen werden. Die Bücher wurden zunächst in das Museum Wiesbaden überführt, wo sie weiterhin zur Verfügung standen, kamen später jedoch nach Frankfurt am Main in das dortige Amerikahaus.