Sprungmarken

Fragile

Das Literaturhaus beteiligte sich an "Fragile. Europäische Korrespondenzen", einem Projekt des Netzwerks der Literaturhäuser.

Das Literaturhaus Villa Clementine war im Rahmen seiner Mitgliedschaft im Netzwerk der Literaturhäuser Teil des Projekts "Fragile. Europäische Korrespondenzen". Bei diesem wurden Autorinnen und Autoren aus den Ländern Europas vom Netzwerk der Literaturhäuser eingeladen, in einen mehrmonatigen Austausch einzutreten: Sie schrieben bis in den Herbst 2016 hinein in einem Briefwechsel mit einem Partner ihrer Wahl zu aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen oder politischen Themen, die ihnen wertvoll erscheinen und die ihrer Meinung nach jedoch zugleich auf dem Prüfstand stehen, deren Zerstörung oder Infragestellung droht.

Im Frühjahr 2017 haben sie ihre Briefe und die Erfahrungen mit den Briefwechseln in einer Veranstaltungsreihe in den Literaturhäusern des Netzwerks vorgestellt. Eine Publikation der Briefe ist im Band 265 der Reihe "die horen. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik" beim Wallsteinverlag erschienen. Außerdem sind alle Briefe auf der Internetseite www.fragile-europe.net nachzulesen. Für das Literaturhaus Villa Clementine stand die bekannte Schriftstellerin und Übersetzerin Antje Rávic Strubel im Austausch mit der schwedischen Schriftstellerin Lena Andersson. Ihren Briefwechsel haben sie im März 2017 im Literaturhaus vorgestellt. Andere Briefpartner sind beispielsweise Annika Reich und Zeruya Shalev, Ingo Schulze und László Györi oder Kathrin Röggla und A.L. Kennedy. Das Projekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert.

Der "Versuch Europa", der Versuch, ein nationenübergreifendes Gemeinschaftsmodell zu imaginieren und dieses politisch und kulturell zu stabilisieren, bleibt eine Anordnung mit politischer und kultureller Brisanz. Viele Autoren leben in anderen als ihren Geburtsländern, sie reisen viel und sind mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern im Kontakt. Sie sind Seismographen der Stimmungen und Diskussionen, die Europa beschäftigen. Die Briefe nehmen aufeinander Bezug, entstehen im Austausch, im Dialog und in der bewussten Entscheidung für das Prozesshafte und Unfertig-Brüchige – für Fragilität in seiner doppelten Bedeutung und Wertschätzung. Das Format Brief soll den Autoren ermöglichen, selbst scheinbare Stabilitäten und Gewissheiten in Frage zu stellen. So können sie zu einem neuen Störfaktor des Denkens – und Nachdenkens über Europa werden.