Geschichte der Villa Clementine
Der Baubeginn der Villa Clementine fiel in das Jahr 1877, Bauherr war der Mainzer Fabrikant Ernst Mayer. Er ließ das Stadtpalais für seine Frau Clementine errichten, die jedoch kurz nach der Fertigstellung verstarb. Als Architekt der 1882 fertiggestellten historistischen Villa zeichnet sich Georg Friedrich Fürstchen verantwortlich. Der bekannte Architekt Gottfried Semper galt als sein geistiger Vater.
Nach wechselvoller Geschichte ging die Villa 1960 in den Besitz der Landeshauptstadt Wiesbaden über. Politische Überlegungen dieser Zeit, Wiesbaden in eine autogerechte Stadt zu verwandeln, sahen zuerst den Abriss der Villa für den Bau einer U-Bahn-Station vor.
Der Abriss konnte glücklicherweise verhindert werden und stattdessen beschloss die Stadt 1973 die Nutzungsänderung der Villa Clementine zu einer kulturellen Einrichtung. Seit 1976 wird die Villa für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Vorträge genutzt; 2001 wurde sie in ein Literaturhaus umgewandelt, betrieben durch das Kulturamt. Einen Höhepunkt erlebte das Haus als ein Drehort der elfteiligen Verfilmung des Romans "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Die Dreharbeiten dieser Fernsehproduktion des Hessischen Rundfunks fanden von April bis Dezember 1978 statt.
Seit 2001 residiert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V. im zweiten Stock der Villa und ist damit an den Ort seiner Gründerväter nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Wiesbaden, zurückgekehrt. Seit 2021 hat der Hessische Literaturrat e.V. zudem im zweiten Stock seine Geschäftsstelle. Im Erdgeschoss ist der Presseclub Wiesbaden e.V. zu finden.
Die Villa Clementine steht unter Denkmalschutz und wurde in den Jahren 2008/09 aufwändig saniert. Sie bietet als eines der schönsten historistischen Gebäude durch ihre stilvolle Atmosphäre mit zahlreichen kleineren Salons und Zimmern einen idealen Ort, die geschichtlichen Wurzeln einer kulturellen Epoche neu aufzugreifen und mit heutigem Geist und Sinn zu beleben.