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Pornografie & Gesellschaft

Das Kommunale Frauenreferat veranstaltet in Kooperation mit der Hochschule RheinMain eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema Pornografie mit renommierten Expertinnen und Experten. Die Journalistin und Feministin Alice Schwarzer ist am 23. Januar zu Gast und spricht über die von ihr 1987 gestartete Initiative "PorNO!".

The Price of Pleasure - 15. Januar, 17.30 Uhr

Einst an den Rand der Gesellschaft gedrängt, hat sich die Pornografie zu einem der sichtbarsten und profitabelsten Sektoren der Kulturindustrie entwickelt. Sie hat eine nie dagewesene Rolle im Mainstream unserer Populärkultur eingenommen, während ihr Inhalt gleichzeitig extremer und härter, offenkundig sexistischer und rassistischer geworden ist.

Dieser augenöffnende und verstörende Film befasst sich mit der Komplexität hinter diesem scheinbaren Paradoxon, indem er die Stimmen von Kritikern, Produzenten und Darstellenden neben die Beobachtungen von Männern und Frauen stellt, die offen darüber sprechen, welche Rolle die Pornografie bei der Gestaltung ihrer sexuellen Vorstellungen und Beziehungen gespielt hat. Ehrlich und vorurteilsfrei geht "The Price of Pleasure" über die in der Kultur üblichen Debatten zwischen Liberalen und Konservativen hinaus und zeichnet ein mythenbrechendes und nuanciertes Bild davon, wie Lust und Schmerz, Kommerz und Macht, Freiheit und Verantwortung im intimsten Bereich unseres Lebens miteinander verwoben sind.

USA 2008, 55 Minuten, FSK: ungeprüft, OV

Pleasure - 23. Januar, 18 Uhr

Mit Alice Schwarzer zu Gast

In einer Kooperation des Kommunalen Frauenreferats mit der Hochschule Rhein-Main - Fachbereich Kommunikationsdesign beleuchten in der Ringvorlesung "Pornografie und Gesellschaft"  international renommierte Expert*innen aktuelle Trends sowie kritische Perspektiven und Auswirkungen auf die Lebensrealität junger Menschen, die zunehmend durch Pornografie sexuell sozialisiert werden (Alle Aufzeichnungen dokumentiert auf www.wiesbaden-gewaltfrei.de).

Als besonderen Höhepunkt wird die Publizistin und EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer zu Gast sein. Ihre Initiative "PorNO!" wies bereits in den 1970er-Jahren auf die gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen der Pornografisierung der Gesellschaft hin. Schwarzer berichtet vom jahrzehntelangen feministischen Kampf gegen die sexuelle Erniedrigung von Frauen.

Im Anschluss ist der Film "Pleasure" zu sehen. Der Film offenbart einen schonungslosen Blick auf ein männerdominertes Business um Lust, Gewalt und Macht. Ihr authentisches Langfilmdebüt, das aus konsequent weiblicher Perspektive erzählt wird, ist mehrfach prämiert.

Die 19-jährige Linnéa verlässt ihre schwedische Kleinstadt und zieht nach Los Angeles, um als "Bella Cherry" der nächste große Pornostar zu werden. Doch der Weg dahin ist steiniger als erwartet. Zwar erhält sie schnell erste Aufträge, aber das Business ist gnadenlos. Bella erkennt, dass sie nur eine Chance hat, wenn sie ausnahmslos alles tut, was von ihr verlangt wird - selbst wenn dies Erniedrigung und Schmerz bedeutet. Doch wie weit kann sie gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

S/NL/F 2021, 109 Minuten, FSK: ab 18, DF

Pornfluencer - 29. Januar, 20 Uhr

Andreea und Nico sind ein Paar Mitte 20 und drehen seit 2018 zusammen Pornos. Jeden Tag Sex. Sie nennen sich Jamie Young und Nico Nice, zusammen "Youngcouple9598", machen Pornos, die sie ins Netz stellen und haben damit ein Vermögen gemacht. Im Steuerparadies Zypern öffnen die beiden "Pornfluencer" die Türen zu ihrer gemieteten Villa, die trotz großzügiger Wohnfläche und Fitness-Studio eine karge Kulisse bietet. Bei den eigenen Dreharbeiten übernimmt Nico stets den technischen Aufbau und die Regie, Andreea danach die Video-Bearbeitung.

Das lukrative Geschäft fordert besonders von Andreea persönliche Opfer. Nico hingegen erfährt deutlich mehr Zuspruch und scheint seinen großen Traum zu leben. Der Film taucht in die Gedankenwelt der beiden Protagonist*innen ein und zeigt ihr Leben. Trotz aller Pärchenromantik entpuppt sich der Sex als trockene Arbeit. Je weiter die Beobachtung voranschreitet, desto klarer wird, dass auch toxische Kräfte wirken. Ihre eigenen Wahrheiten und die ständige Bestätigung ihrer Liebe scheinen trotzdem jeden Zweifel zu überwiegen.

Joscha Bongards Dokumentarfilm beginnt als sexpositives Porträt und wird zunehmend zu einer vielschichtigen Auseinandersetzung mit Liebe, Scham, Beeinflussung und Erfolg.

Deutschland 2022, 74 Min., FSK: ab 18