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EU-Kulturkampagne „Twin it!“: Wiesbadener Synagogenmodell repräsentiert Deutschland
Die 3D-Rekonstruktion der alten Synagoge am Michelsberg wurde für die digitale EU-Kulturkampagne „Twin it!“ ausgewählt.
Sie ist ein verlorenes Wahrzeichen der Stadt Wiesbaden: die 1869 eingeweihte und in der Reichspogromnacht zerstörte alte Synagoge am Michelsberg. Eine aufwendige 3D-Rekonstruktion macht es möglich, das von den Nationalsozialisten vernichtete Kulturdenkmal neu zu entdecken. Das unter dem Titel „Gesher - Perspektivwechsel 1869 – 1938 – 1946“ von der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden und dem Stadtarchiv Wiesbaden erarbeitete Model wurde nun für das „Twin it!“-Programm der EU ausgewählt.

„Im Rahmen ihrer ‚Twin it!‘-Kampagne sammelt die Europäische Kommission 3D-Daten zu herausragenden Kulturdenkmäler Europas“, erklärt Dr. Katherine Lukat vom Stadtarchiv. „Diese werden über das Portal europeana.eu als Beitrag zum Erhalt und zur Dokumentation europäischer Geschichte allen Interessierten zur Verfügung gestellt.“

Das „Gesher“-Projekt – „Gesher“ ist Hebräisch für Brücke – wurde bereits 2021 als Beitrag zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ entwickelt. Es gibt anhand der rekonstruierten Synagoge virtuelle Einblicke in das jüdische Leben Wiesbadens vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Kernstück ist die 3D-Rekonstruktion, die mittels Augmented oder Virtual Reality (AR oder VR) hautnah erlebt werden kann. Texte, Bilder und Tondokumente können Besucher in der Rekonstruktion entdecken. Diese geben Auskunft über den Bau der Synagoge das Gemeindeleben, ihre Zerstörung und die Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde nach 1945. Die Projekt-Website ordnet die Geschichte des Gebäudes und ihre Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft wie für die Stadtgesellschaft ein.

Durch die Einbettung des von der Agentur VierterRaum erstellten Synagogen-Modells in die heutige Umgebung über AR werden Größe und Umfang des Baus verdeutlicht. Heute führt die Coulinstraße mitten durch den ehemaligen Standort der Synagoge. Die VR ermöglicht es, das 3D-Modell in der heutigen Umgebung sowie in der rekonstruierten historischen Stadtansicht zu erleben. Die vor allem in der Gamer-Szene genutzte Technik öffnet einen neuen Zugang zu historischen Themen.

„Dieser innovative Ansatz zur Geschichtsvermittlung ist nun ausgewählt worden, Teil des deutschen Beitrags zur europäischen digitalen Kulturkampagne ,Twin it!‘ zu werden“, sagt Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl. „Unser 3D-Modell repräsentiert damit Deutschland in Europas digitalem Kulturerbe.“

Auf dem von der Europäischen Union finanzierten Portal europeana.eu, das Teil der Digitalkampagne der EU-Kommission ist, soll das digitale Paneuropäische Kulturerbe der Mitgliedsstaaten gesichert und geteilt werden. Alle 27 Mitgliedsstaaten waren aufgerufen, mindestens ein als 3D-Modell erarbeitetes Kulturerbe in das Portal einzustellen. Für Deutschland erfolgte die Auswahl durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Claudia Roth (Grüne). Neben Wiesbaden ist auch Erfurt mit einem Modell der dortigen Synagoge vertreten. „Es ist uns eine große Freude, dass das Wiesbadener Projekt nun europaweit wahrgenommen wird und beispielhaft für digitales Kulturelles Erbe in Deutschland steht“, sagt Dr. Schmehl.

Die 1869 erbaute Wiesbadener Synagoge war Sinnbild der Emanzipation des Judentums Ende des 19. Jahrhunderts in Nassau. „Das große, maurische Gebäude war für die jüdische Gemeinschaft Ausdruck des Lösens aus jahrhundertelanger Unterdrückung und Diskriminierung“, erklärt Stadtarchivmitarbeiterin Dr. Lukat. „Im krassen Gegensatz dazu steht die Zerstörung der Synagoge 1938, die als Symbol für die Vernichtung allen jüdischen Lebens in Europa gelten muss. 1946 konnte jüdisches Leben in Wiesbaden wiederentstehen“, führt Dr. Lukat weiter aus.

„Gesher“ wurde durch die Landeshauptstadt Wiesbaden, die Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sowie dem durch den Bund getragenen Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ finanziell unterstützt. „Durch die Aufnahme des 3D-Modells im Portal ‚europeana.eu‘ wird jüdisches Leben und sein kulturelles Erbe europaweit sichtbar“, sagt Dr. Jakob Gutmark, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. „Selbstverständlich zählt die Jüdische Gemeinde Wiesbaden zu unseren festen Kooperationspartnern im Bereich Erinnerungskultur. Dass das gemeinsame Projekt nun diese besondere Ehrung erfahren hat, steht für die stets gute Zusammenarbeit“, ergänzt Dr. Schmehl.

Bereits in den 1990er-Jahren war Wiesbaden Vorreiterin in Sachen 3D-Rekonstruktionen. Seinerzeit erstellte die damals noch als Fachhochschule Wiesbaden firmierende Hochschule RheinMain das erste 3D-Modell der Synagoge. Unter dem Titel „memo38“ ist ein Gedenkfilm entstanden, in dem die Geschichte der Synagoge rund um das 3D-Modell erzählt wird. Der Film ist heute im Erinnerungsraum des Wiesbadener Rathauses zu sehen.

Das Modell der Wiesbadener Synagoge ist nun auf dem Portal „europeana.eu“ online unter https://www.europeana.eu/de/item/1124/item_R62UDTLJPLY3QA3Y7RKSHPADLMQYMPWL zu finden. Alle Informationen zum Projekt werden auf der Website https://gesher.de/ bereitgestellt.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:
Das von der Agentur VierterRaum für „Gesher“ erstellte 3D-Modell der alten Synagoge.

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