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Fachtagung „In Sorge um die Versorgung“: Ein Blick auf die Versorgung älterer Menschen und nachhaltige Lösungen
Am Dienstag, 1. Oktober, dem Internationalen Tag der älteren Menschen, richtete die Stadt Wiesbaden mit der Fachtagung „In Sorge um die Versorgung“ den Fokus auf die Herausforderung der Versorgung älterer Menschen. Die Veranstaltung fand im Haus an der Marktkirche statt und wurde vom GeReNet.Wi/Forum Demenz Wiesbaden in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheitsstadt Wiesbaden und dem Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain durchgeführt.
Zentrales Thema der Fachtagung war die Frage, wie die Versorgung älterer Menschen angesichts der demografischen Entwicklung langfristig gesichert werden kann. Bereits heute sind etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Diese Zahl wird laut Prognosen bis 2030 auf 6 Millionen ansteigen. Gleichzeitig wächst der Fachkräftemangel im Pflegebereich, was das System zunehmend belastet. Laut dem Sozialverband VdK Deutschland e.V. könnten bis 2035 etwa 500.000 Pflegekräfte fehlen, um den steigenden Bedarf zu decken. Hinzu kommt die finanzielle Belastung des Pflegewesens, da die Kosten für die Pflege älterer Menschen in den kommenden Jahren auf rund 60 Milliarden Euro jährlich anwachsen werden. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Dringlichkeit, nachhaltige Lösungen zu finden, um sowohl den Fachkräftemangel zu beheben als auch die finanzielle Tragfähigkeit des Systems zu sichern.

Im Zentrum der Diskussionen stand die Frage, welche Verantwortung die Gesellschaft trägt und wie der Zugang zur medizinischen Versorgung auch in Zukunft gewährleistet werden kann. Es wurde deutlich, dass eine umfassende Versorgung, die sowohl medizinische als auch soziale Aspekte berücksichtigt, unerlässlich ist. Quartiere und soziale Netzwerke spielen dabei eine zentrale Rolle, insbesondere in Zeiten, in denen familiäre Strukturen oft nicht mehr so stabil sind wie früher. Studien zeigen, dass über 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland von Angehörigen versorgt werden. Diese Unterstützungssysteme geraten jedoch zunehmend unter Druck, da Familien kleiner und geografisch weiter auseinandergezogen sind.

In seiner Eröffnungsrede hob Arno Goßmann, Stiftungsrat der Stiftung „Ein gesundes Wiesbaden“ sowie ehemaliger Bürgermeister und Sozialdezernent von Wiesbaden, die enormen Herausforderungen im Bereich der Versorgung hervor. Gleichzeitig betonte er, dass Wiesbaden durch Veranstaltungen wie diese und die enge Zusammenarbeit im Bereich der Altenarbeit und des Gesundheitswesens bereits auf einem guten Weg sei, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen der älteren Generation gerecht werden. Die Fachtagung sei ein wichtiger Schritt, um über neue Wege in der Versorgung nachzudenken und bestehende Netzwerke zu stärken.

Dr. Patricia Becher, Sozialdezernentin der Stadt Wiesbaden, griff diese Gedanken auf und betonte in ihrem Grußwort die dringende Notwendigkeit, die Pflegeversorgung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zu stärken. Sie unterstrich: „Unsere Gesellschaft wird älter, vielfältiger und pflegebedürftiger. Umso wichtiger ist es, heute gemeinsam Lösungen zu finden, die den wachsenden Bedarfen gerecht werden und gleichzeitig die Qualität der Versorgung sicherstellen.“ Obwohl Wiesbaden bereits funktionierende Strukturen habe, seien dringend innovative Ansätze notwendig, um bestehende Lücken zu schließen.

Im Vortrag „Who cares? – Verletzlichkeit in einer Gesellschaft des langen Lebens“ von Dr. Volker Cihlar, Leiter der Abteilung Altenarbeit der Stadt Wiesbaden im Amt für Soziale Arbeit, wurde verdeutlicht, dass die alternde Gesellschaft neue und weitreichende Herausforderungen mit sich bringt. „Die Versorgung älterer Menschen wird eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre. Es ist entscheidend, dass wir jetzt die Weichen stellen, um eine angemessene Versorgung für alle sicherzustellen,“ so Cihlar. Er betonte, dass eine gesamtheitliche Versorgung sowohl in körperlicher, seelisch-geistiger als auch in der sozialen Dimension berücksichtigt werden müsse, um eine ganzheitliche und menschenwürdige Betreuung zu gewährleisten.

Weitere Expertinnen und Experten sprachen über die Herausforderungen und schnittstellenübergreifende Lösungsansätze in der Versorgung älterer Menschen. Barbara Barbara Kahler von der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) thematisierte die „Sorgen und Wünsche der älteren Generation“ und betonte die Notwendigkeit, diese in der Pflegeplanung zu berücksichtigen. Dr. Elke Loichinger vom Statistischen Bundesamt präsentierte demografische Daten zur „Bevölkerungsalterung und Pflege“, die einen weiteren Anstieg der pflegebedürftigen Menschen in den nächsten Jahrzehnten vorhersagen. Sie wies darauf hin, dass die steigende Lebenserwartung – 2020 lag sie bei 79,1 Jahren für Männer und 83,6 Jahren für Frauen (Statistisches Bundesamt) – den Bedarf an professioneller Pflege kontinuierlich erhöht.

Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Vorstellung innovativer Ansätze für die Pflegeversorgung. Dr. Susanne Springborn von Curandum Wiesbaden präsentierte das Konzept der Quartiersversorgung, bei dem Hausärztinnen und Hausärzte eine zentrale Rolle spielen. Diese wohnortnahe Versorgung ermöglicht es, ältere Menschen kontinuierlich und umfassend in ihrem vertrauten Umfeld zu betreuen. Prof. Dr. Julia Hahmann von der Hochschule RheinMain hob zudem die Bedeutung informeller Netzwerke wie Freundschaften und Nachbarschaften hervor, die insbesondere dann eine wertvolle Unterstützung darstellen, wenn familiäre Unterstützungssysteme unter Druck geraten oder nicht ausreichend verfügbar sind.

Zum Abschluss der Fachtagung thematisierte Prof. Dr. Ingo Neupert von der Hochschule RheinMain, wie der Pflegeberuf attraktiver gestaltet werden kann. Neben fairen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen betonte er die Wichtigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um langfristig Pflegekräfte im Beruf zu halten.

Im Rahmen des Fachtages wurde Angela Tausendpfund, Geschäftsführerin und Stiftungsvorstand der Stiftung „Ein gesundes Wiesbaden“, für ihr langjähriges Engagement in der Gesundheitsversorgung von Arno Goßmann, Stiftungsrat der Stiftung, und Dr. Patricia Becher, Sozialdezernentin der Stadt Wiesbaden, gewürdigt.

Die Fachtagung bot den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung, sondern auch einen Raum für die Diskussion zukunftsweisender Ideen zur Versorgung älterer Menschen. Dr. Becher unterstrich die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen: „Der heutige Fachtag zeigt, wie wichtig es ist, dass wir über neue Wege in der Versorgung nachdenken und bestehende Netzwerke stärken.“ Sie fügte hinzu: „Nur gemeinsam können wir Lösungen entwickeln, die sowohl die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Generation als auch die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte berücksichtigen.“ Wiesbaden wird auch in den kommenden Jahren darauf setzen, Strukturen zu schaffen, die den Bedürfnissen der älteren Generation gerecht werden und ein Altern in Würde und Selbstbestimmung ermöglichen.

Die nächste Fachtagung ist für das Jahr 2026 geplant und wird sich wieder mit relevanten Themen der Altenarbeit widmen.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
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Fachtagung "In Sorge um die Versorgung"
Fachtagung "In Sorge um die Versorgung"

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