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Kinderrechte und Mitbestimmung: Demokratie von klein auf erleben
Zum Weltkindertag am 20. September betont die Stadt Wiesbaden die Bedeutung der Kinderrechte und fördert die demokratische Beteiligung der Jüngsten – von der Kita bis hin zum geplanten Kinderparlament.
Kinder sind unsere Zukunft – aber behandeln wir sie auch so? Werden sie wirklich gehört, wenn es um Entscheidungen geht, die ihr Leben unmittelbar beeinflussen? Der Weltkindertag am 20. September stellt genau diese Fragen in den Mittelpunkt. Er erinnert uns daran, dass Kinder nicht nur das Recht auf Schutz und Förderung haben, sondern auch auf Mitbestimmung. Diese Rechte, verankert in der UN-Kinderrechtskonvention, erfordern, dass Kinder aktiv in Entscheidungen eingebunden werden, die ihre Zukunft gestalten. Demokratie erleben und mitgestalten stärkt das Selbstvertrauen und fördert Verantwortungsbewusstsein.

Doch was bedeutet Demokratie für die Jüngsten, und wie kann sie im Alltag verankert werden? In Wiesbaden setzt das Amt für Soziale Arbeit gemeinsam mit Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher auf gezielte Projekte, um Kindern eine aktive Rolle in ihrer Stadt zu geben. „Es reicht nicht aus, Kinder nur zu schützen – wir müssen ihnen eine Stimme geben und sie in die Gestaltung ihrer Zukunft einbinden“, betont Becher. Doch wie sieht das konkret aus?

Mitbestimmung von Anfang an: Demokratie beginnt bereits im frühen Kindesalter, doch sie funktioniert bei Kindern anders als bei Erwachsenen. Der Lebensradius der Jüngsten ist noch viel kleiner und beschränkt sich oftmals auf Schule, Spielplatz oder Jugendzentrum, weshalb es wichtig ist, dass Beteiligungsprojekte nah an ihrer Lebenswelt stattfinden. In der Kita lernen Kinder, dass ihre Meinung zählt, wenn sie entscheiden, welches Spielzeug sie gemeinsam nutzen oder welche Aktivitäten sie als Nächstes machen wollen. In diesem frühen Alter ist der Radius der Entscheidungen klein, oft auf die unmittelbare Umgebung beschränkt. Dennoch sind diese ersten Mitbestimmungen entscheidend, da sie den Kindern das Gefühl geben, dass ihre Stimme wichtig ist.

Mit dem Eintritt in die Schule erweitert sich dieser Radius. Klassensprecherinnen- und Klassensprecherwahlen oder Abstimmungen über Gruppenaktivitäten sind erste Schritte, durch die sie lernen sich für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler einzusetzen und Verantwortung in größeren Gemeinschaften zu übernehmen. Doch viele Kinder fühlen sich dabei nicht ausreichend gehört. Laut dem Kinderreport 2024 des Deutschen Kinderhilfswerks glauben 68 Prozent der Kinder, dass ihre Interessen zu wenig berücksichtigt werden. Gleichzeitig meinen 54 Prozent der Erwachsenen, dass es Kindern an den notwendigen Kompetenzen zur demokratischen Teilhabe fehlt. Diese Ergebnisse zeigen, dass Strukturen allein nicht ausreichen – Kinder müssen das Gefühl haben, dass ihre Stimmen tatsächlich Gewicht haben und Veränderungen bewirken können. Besonders auffällig: 86 Prozent der Kinder wünschen sich, dass Politikerinnen und Politiker ihre Anliegen ernster nehmen, was verdeutlicht, wie dringend Maßnahmen zur Stärkung der demokratischen Teilhabe von Kindern erforderlich sind.

Die Antwort aus Wiesbaden: Der Zukunftsausschuss. Für Demokratieprojekte ist es entscheidend, spielerische Methoden einzusetzen, die das Verständnis für Partizipation fördern. Kinder müssen die Möglichkeit haben, ihre Anliegen in einem vertrauten Umfeld wie ihrer Schule oder ihrem Stadtteil zu äußern. Je näher ein Projekt an ihrem Alltag ist, desto greifbarer wird Demokratie für sie.

In Wiesbaden hat man deshalb gezielte Projekte zur Förderung der Kinderpartizipation ins Leben gerufen. Eines dieser Projekte ist der „Zukunftsausschuss“, der im vergangenen Jahr im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ins Leben gerufen wurde. Dabei bekamen Kinder aus den Wiesbadener Stadtteilen Kastel und Amöneburg die Chance, eigene Ideen für Projekte in ihrer Nachbarschaft zu entwickeln. Unter anderem organisierten sie ein Kinder- und Jugendfest in Kastel-Housing und setzten ein beeindruckendes Zirkusprojekt mit Schüler:innen der Bertha-von-Suttner- und Gustav-Stresemann-Schule um. „Es war faszinierend, wie ernst die Kinder ihre Rolle genommen haben. Sie haben Verantwortung übernommen und ihre Ideen mit Begeisterung umgesetzt“, erklärt Heike Richter, Leiterin der Abteilung Betreuende Grundschulen und - gemeinsam mit Jutta Kühn-Mertens - Koordinatorin des Projekts.

Diese Erlebnisse stärkten das Gemeinschaftsgefühl der Kinder und ließen sie erleben, dass ihre Meinung zählt. Ein besonders wertvolles Erlebnis war der Besuch des Ortsbeirats in Kastel, bei dem die Kinder hinter die Kulissen der Ortsverwaltung blicken, sich mit Ortsbeiratsmitgliedern austauschen und ihre eigenen Anliegen vorbringen konnten. Für viele war dies das erste Mal, dass sie erlebt haben, wie ihre Meinung in politischen Prozessen eine Rolle spielt. Dieses direkte Mitwirken stärkte ihr Verständnis von demokratischer Teilhabe und zeigte ihnen, dass sie aktiv zur Gestaltung ihres Stadtteils beitragen können – ihre Ideen und Meinungen zählen.

Die Stadt Wiesbaden möchte die demokratische Beteiligung von Kindern weiter ausbauen und plant deshalb die Gründung eines Kinderparlaments. Ziel ist es, Kindern eine feste Plattform zu bieten, um ihre Ideen und Anliegen kontinuierlich in die städtische Politik einzubringen.

„Mit einem Kinderparlament möchten wir sicherstellen, dass die Ideen und Anliegen der jüngsten Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt Gehör finden und sie aktiv am Stadtleben teilhaben“, betont Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher, die dieses Vorhaben nachdrücklich unterstützt.

Kinder lernen Demokratie oft durch das direkte Erleben in ihrem Umfeld. In Schulen sind es beispielsweise Klassensprecherinnen- oder Klassensprecherwahlen, durch die sie erste demokratische Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig könnte der Stadtschülerinnen- und Schülerrat Wiesbaden künftig eine unterstützende Rolle spielen, um die Perspektiven der älteren Schülerinnen und Schüler einzubringen und den Austausch zwischen verschiedenen Altersgruppen zu fördern. Während das Kinderparlament vor allem jüngeren Kindern eine Stimme geben soll, wird durch die Zusammenarbeit mit dem Stadtschülerinnen- und Schülerrat auch die Vernetzung zwischen den verschiedenen Vertretungen und demokratischen Initiativen gestärkt.

Mit dem Kinderparlament erhalten Kinder in Wiesbaden die Chance, die Zukunft ihrer Stadt mitzugestalten und wertvolle demokratische Erfahrungen zu sammeln. Dr. Becher betont zudem: „Die Beteiligung der Jüngsten ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Demokratie.“ Die aktive Einbindung der Kinder ist somit ein wichtiger Beitrag zur Förderung einer lebendigen und zukunftsfähigen Demokratie in Wiesbaden.

Obwohl Wiesbaden erste Erfolge mit dem Zukunftsausschuss und dem geplanten Kinderparlament verzeichnen kann, bleibt noch viel zu tun. Kinder müssen kontinuierlich in Entscheidungsprozesse einbezogen werden – sowohl in der Schule als auch in ihrem sozialen Umfeld. Es gilt, Strukturen zu schaffen, die Kindern dauerhaft das Gefühl geben, dass ihre Meinung wertvoll ist. Auch müssen Lehrerinnen und Lehrer und Erzieherinnen und Erzieher stärker dafür sensibilisiert werden, wie wichtig es ist, Kinder demokratisch zu beteiligen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Meinung zu äußern. Dr. Becher betont: „Unsere Aufgabe ist es, den Kindern nicht nur eine Stimme zu geben, sondern sicherzustellen, dass diese Stimme auch gehört wird.“

Am Sonntag, 22. September, findet das große Weltkindertagsfest auf dem Schlossplatz in Wiesbaden statt. Über 40 Aktions- und Informationsstände bieten Kindern und Familien die Möglichkeit, spielerisch mehr über Kinderrechte und demokratische Teilhabe zu erfahren. Auf der Bühne treten sowohl professionelle Künstlerinnen und Künstler als auch Kinder- und Jugendgruppen auf, die das Fest zu einem lebendigen Treffpunkt für alle machen. Das Fest bietet nicht nur Unterhaltung, sondern auch die Chance, sich mit wichtigen Themen wie der Mitbestimmung von Kindern auseinanderzusetzen. Das Fest ist ein wichtiger Anlass, um Kinderrechte in den Fokus zu rücken und zu zeigen, dass sie nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis sein sollten.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:
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Zukunftsausschuss zu Besuch beim Ortsbeirat und der Ortsverwaltung in Kastel.
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Das Denkmal erinnert an die Kinderrechte der Vereinten Nationen. Es wurde im Jahr 2001 nach Entwürfen von Kindern durch den Künstler Alexander Lihl gefertigt und 2004 aufgestellt. 2019 wurde der Ort zum Platz der Kinderrechte umbenannt.

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