Geschichte
Die Endung "rod" im Ortsnamen weist auf eine Gründung im 12. oder 13. Jahrhundert hin. Die Lage unterstützt diese Annahme. Die Siedlung liegt am Ende eines Tales, das sich von der Mainebene zum Taunus erstreckt.
Der Boden ist dort am Fuße des Taunusgebirges nicht sehr fruchtbar. Für die überwiegend landwirtschaftlich orientierte Landbevölkerung des Mittelalters gehörte diese Region nicht zum bevorzugten Siedlungsgebiet.
Der Name "Naurod" bedeutet "Neue Rodung". Möglicherweise haben die ersten Siedler ihr altes Dorf aus uns unbekannten Gründen verlassen, um sich hier, in einem von Wald geschützten Tal des Taunusvorlandes, eine neue Heimat zu schaffen.
Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1346. Graf Gerlach von Nassau hatte damals sein Land an seine Söhne Johann und Adolf übergeben und legte in einer Urkunde fest, was ihm die Städte und Dörfer bis an sein Lebensende zu leisten hatten. Naurod betreffend heißt es: "Demnach zu Nauerth von den Zinsen vierzehn Pfund Geldes".
Im Jahr 1353 erneuerten die Grafen von Nassau die Rechte und Pflichten ihrer Untertanen in den herrschaftlichen Wäldern. In der betreffenden Urkunde heißt es unter anderem "Auch mögen die von Nurodte ihre eigenen Wälder genießen, wie sie vor hundert Jahren getan." Danach müßte Naurod schon 1253 besiedelt gewesen sein und eigenen Wald besessen haben. Diese "hundert" Jahre sind aber nur symbolisch zu verstehen. Es soll wohl nur gesagt werden, dass dieser Zustand schon lange Zeit währte.
Naurods großer Waldbesitz ist bis in die heutige Zeit ein charakteristischer Bestandteil geblieben. Trotz größerer Rodungen im 19. und 20. Jahrhundert besteht auch heute noch etwa die Hälfte der Gemarkungsfläche aus Wald. Er bot den Bewohnern über viele Jahrhunderte eine willkommene Erwerbsmöglichkeit. So haben, in früheren Zeiten, viele Köhler im Nauroder Wald ihr Meiler betrieben. Später hat sich mancher Einwohner durch Arbeiten bei Neuanpflanzungen oder als Holzfäller einen kleinen Nebenverdienst geschaffen, der durch die bescheidenen Einnahmen in der Landwirtschaft oft dringend notwendig war. Für die Gemeinde war er noch bis nach dem zweiten Weltkrieg die Haupteinnahmequelle.
Im 30-jährigen Krieg wurde Naurod fast gänzlich zerstört. Ein Großteil der Einwohner starb an der Pest. Die wenigen Überlebenden flohen 1634 in die Nachbardörfer. Sieben Jahre war Naurod unbewohnt. Von den ehemals etwa 30 Familien kamen nach 1641 nur noch vier wieder zurück und bauten das alte Dorf wieder auf. Die Einwohnerzahl stieg in den folgenden Jahren stetig an. Doch keine der später zugezogenen Familien gehörte der ursprünglichen Bevölkerung an. Es dauerte mehr als ein Jahrhundert, bis die Einwohnerzahl der Vorkriegsjahre nur annähernd wieder erreicht war
Zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung hatte Naurod bereits eine Kirche und war selbständige Pfarrei. Die Kirche war dem Heiligen Laurentius geweiht und stand auf dem heutigen Friedhof. Ein Abbild des Heiligen steht heute auf dem Platz vor der neuen Kirche. Nach der Reformation verlor Naurod (1540) seine kirchliche Selbständigkeit und gehörte bis 1716 als Filiale zur Pfarrei Kloppenheim. In den Jahren 1727 bis 1730 entstand nach den Pläne des nassauischen Baumeisters Johann Jacob Bager die jetzige Kirche. Sie ist ein Zentralbau mit achteckigem Grundriß im Barockstil. Durch die ungewöhnliche Bauform wurde sie weit über die Grenzen Naurods bekannt und ist zum Wahrzeichen des Stadtteils geworden.
Bereits im Jahr 1619 lässt sich für Naurod eine Schule nachweisen. Ein Schulhaus aus dem 18. Jahrhundert stand an der Stelle des heutigen Pfarrhauses. Es wurde um 1825 niedergelegt. 1822 entstand die "alte Schule" in der Obergasse 11, in der heute das Heimatmusem untergebracht ist.
Als zweites Schulhaus wurde 1856 das Haus, in dem sich heute die Ortsverwaltung befindet, erbaut. In diesem Haus wurde 1863 der bekannte nassauische Mundartdichter - Rudolf Dietz - geboren. Seinen Namen trägt die 1958 erbaute Grundschule, in der auch die Kinder der Nachbarstadtteile Auringen und Medenbach unterrichtet werden.
Die 1972 erbaute Kellerskopfschule dient den Haupt- und Realschülern als Ausbildungsstätte.
Schon im 19. Jahrhundert begann ein Strukturwandel. Die schlechten Einkünfte aus der Landwirtschaft veranlassten viele den Beruf eines Bauhandwerkers zu ergreifen.
Nach dem zweiten Weltkrieg sorgte die Ausweisung größerer Baugebiete für den Zuzug neuer Bewohner. Aus dem einst kleinen Bauerndorf ist eine Wohngemeinde geworden. Die Einwohnerzahl hat sich von etwa 1.200 im Jahr 1945 auf zirka 4.500 erhöht.
Von den 60-er Jahren an entwickelte sich das Dorf überwiegend zur beliebten Wohngemeinde ohne größere Gewerbegebiete. Dies war wegen der topografischen Lage durchaus im Sinne der politisch Verantwortlichen, da die dörfliche Struktur und der Naherholungscharakter erhalten bleiben sollte.
Dabei wurde, und wird nach wie vor großer Wert auf die Erhaltung der dörflichen Struktur und den Naherholungscharakter gelegt, was sicherlich auch die Festschreibung im Eingliederungsvertrag mit dem 1977 die Eingemeindung nach Wiesbaden erfolgte, auf maximal 5.000 Einwohner verdeutlicht.
Den Schwerpunkt der Ausweisung von Wohnbaugebieten erlebte die Gemeinde bis zum Jahr 1975. Danach entwickelte sich die Einwohnerzahl nur noch leicht nach oben.
Durch die Ansiedlung der Internationalen Schule erfuhr der Stadtbezirk als Schulstandort eine weitere Aufwertung.