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Geschichte

Dass Amöneburg politisch zur Stadt Wiesbaden gehört und vom Biebricher Rathaus aus verwaltet wird, weist auf geschichtlich verworrene Verhältnisse hin.

Und in der Tat ist dieser Zustand das Ergebnis der Ereignisse in der jüngsten deutschen Vergangenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten den Rhein als Grenze zwischen der US-amerikanischen und der französischen Besatzungszone festgelegt. Was aber sollte mit den auf dem rechten Rheinufer gelegenen Mainzer Vororten geschehen? Mit einem Federstrich entschied ein amerikanischer Oberst, dass die AKK-Vororte, Amöneburg, Kastel und Kostheim, zur Stadt Wiesbaden gehören sollten. Bei dieser Entscheidung ist es bis heute geblieben, obwohl immer wieder Versuche unternommen wurden, die Vororte wieder nach Mainz zurückzuführen.

Amöneburg hat eine Grenzlage. Bereits im Mittelalter verlief hier die Grenze zwischen kurmainzischem und nassauischem Territorium, zu Beginn des 19. Jahrhunderts dann zwischen dem Großherzogtum Hessen (Darmstadt) und dem Herzogtum Nassau und später zwischen dem Volksstaat Hessen und Preußen.

Amöneburg ist ein relativ junger Stadtbezirk. Zwar hatten hier schon die Römer gesiedelt, worauf ein Votivstein aus dem Jahre 224 nach Christus hinweist, doch erst mit den Anfängen der Industrialisierung begann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die systematische Erschließung. Das erste Wohnhaus wurde 1858 errichtet, in dem am 12. März 1859 Katharina Partheymüller als erste Amöneburgerin das Licht der Welt erblickte.

Den wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Ansiedlung von Fabriken. Es begann 1852 mit der Rheinischen Glasfabrik. 1861 errichteten Heinrich und Eugen Albert ihre Fabrik zur Herstellung künstlichen Düngers. 1864 gründete Wilhelm Gustav Dyckerhoff mit seinen Söhnen Gustav und Rudolf ein Zementwerk, das noch heute besteht.

Mit der Ansiedlung der Fabriken wuchs die Zahl der Bewohner (1860: 107, 1900: 1.631, 1940: 1.800, 1950: 2.300). Politisch gesehen gehörte Amöneburg zur Gemeinde Kastel und wurde am 1. April 1908 nach Mainz eingemeindet. Doch war Amöneburg in wirtschaftlicher Hinsicht, insbesondere auch postalisch und bahnamtlich, weiterhin ein Vorort von Biebrich.

Große Zerstörungen brachte der Zweite Weltkrieg, darunter die Sprengung der 1904 eingeweihten Kaiserbrücke. Doch folgten Wiederaufbau und Wirtschaftswunderjahre, die den Unternehmen gute Erträge und den Menschen ein gutes Auskommen brachten. So dehnte sich die Gemeinde durch Neubauten immer weiter aus.

Ein reges Vereinsleben sorgt für Unterhaltung; ein engagierter Ortsbeirat vertritt die Interessen des Stadtteils, in dem sich heute 1.400 Bürgerinnen und Bürger zu Hause fühlen.

Quelle: Dr. Rolf Faber 


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