Pressemitteilung
04.12.2024
Pressereferat
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OB Mende zur Wiedereröffnung des Tattersalls: „Ein Haus für die Bürgerinnen und Bürger“
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende hat am Mittwoch, 4. Dezember, den Tattersall nach der Sanierung offiziell wiedereröffnet.
„Was für ein Glück, dass der Tattersall den Bewohnerinnen und Bewohnern des Bergkirchenviertels endlich wieder als Begegnungsort zur Verfügung steht. Und auch für die Vereine und den Kulturpalast freut es mich sehr, dass sie nun wieder ihren gewohnten Ort zum Proben, Feiern sowie für Jugend- und Kulturarbeit haben“, mit diesen Worten zeigt sich Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende erleichtert, dass die mehrjährige Sanierung des Tattersalls beendet ist und Bürgersaal und Veranstaltungsflächen ihrer alten Bestimmung übergeben werden konnten.
Der Saal, ja das gesamte Gebäude sei im Zuge der technischen und Brandschutzsanierung zu einem wahren „Schmuckstück“ für die Bürgerinnen und Bürger geworden, so Mende weiter. Und der OB betont: „Unsere Bürgerhäuser sind wichtige Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Zusammenlebens, es ist daher gut, dass der Tattersall endlich wiedereröffnet werden kann. Und, dass die Nutzung für die Vereine, aber auch die Bürgerinnen und Bürger, kostenfrei ist“, so Mende.
In den 2010er Jahren hatten sich bei Untersuchungen Mängel im Brandschutz des Bürgersaals gezeigt, die 2019 zu einer ersten Sanierungsplanung geführt hatten. Nach Beginn der Arbeiten im Jahre 2020 zeigte sich aber, dass aufgrund der gemeinsamen Lüftungsanlage tiefer ins Bauwerk eingegriffen werden musste, als vorher absehbar, so dass die Maßnahme auf das Untergeschoss ausgeweitet wurde.
„Damit bekennt sich die Stadt nicht nur zu ihren Bürgerhäusern, sondern auch zur Erhaltung dieses Einzelkulturdenkmals im Bergkirchenviertel und einem Ort der Jugend- und Kulturarbeit“, sagt Mende, der sich bei allen Beteiligten des aufwändigen Sanierungsprojektes für die gute Arbeit bedankt.
Hintergrund: Die Sanierung des Tattersalls.
Die auf den britischen Stallmeister Richard Tattersall (1724-1795) zurückgehende Idee von Stallungen mit Reithalle und Reitbahnen gelangte Anfang des 20. Jahrhunderts auch nach Deutschland. So wurden in zahlreichen Städten wie beispielsweise Berlin, Bochum und eben Wiesbaden entsprechende Gebäude für die Unterbringung und Pflege von Pferden errichtet, die sich auch heute noch schlicht „Tattersall“ nennen.
Der Tattersall in Wiesbaden wurde im Jahr 1905 als Reithalle für den Reitlehrer Ernst Weiß von Albert Wolff errichtet. Ursprünglich als weiträumige Anlage mit Stallungen, Remisen und einem Wohnhaus in der Saalgasse errichtet, wurde die eigentliche Reithalle aufgrund der Hanglage über Treppen und eine Rampe erschlossen. In der Reithalle fanden bis zu 500 Menschen auf hölzernen Tribünen Platz.
Im Zuge der Sanierung des Bergkirchenviertels Mitte der 1970er Jahre wurde der Tattersall zu einem Bürgerzentrum umfunktioniert. Hierbei wurden u.a. die hölzernen Tribünen durch solche aus Stahlbeton ersetzt, sodass die heute etwas fehl am Platz wirkenden, massiven Einbauten durchaus als Reminiszenz ihrer Zeit an das ursprüngliche Raumkonzept verstanden werden können- und vielleicht sogar genauso gedacht waren.
Die sich stetig weiter entwickelnden Vorgaben des vorbeugenden Brandschutzes sowie zusätzlicher, sicherheitsrelevanter Vorschriften haben es erforderlich gemacht, ab Mitte der 2010er Jahre ein umfassendes Brandschutzkonzept erstellen zu lassen. Im Ergebnis zeigte sich, dass dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der brandschutztechnischen Ertüchtigung des Tattersalls bestand. Daraufhin wurde die WiBau GmbH mit einer entsprechenden Planung beauftragt, der im Jahr 2017 die Stadtverordnetenversammlung zunächst grundsätzlich zugestimmt hat. Nach entsprechender Planung und Kostenberechnung wurde im Jahr 2019 schließlich auch die Ausführung beschlossen. Die veranschlagten Kosten beliefen sich demnach auf rund 2 Millionen Euro.
Folgende Maßnahmen wurden hierbei unter anderem berücksichtigt:
- Flächendeckende, neue Brandmeldeanlage
- Erweiterung der Sicherheits- und Fluchthinweisbeleuchtung
- Erneuerung Brand- und Rauchschutztüren
- Austausch bzw. Optimierung der Steuerung der Lüftungsanlage
- neues Kanal- und Wärmeverteilnetz
Typischerweise ergeben sich bei einem Bestandsgebäude dieser Art und Größe mit voranschreitender Ausführung immer wieder neue Erkenntnisse. So wurden auch hier seit Beginn der Planungs- und Bauarbeiten im Jahr 2020 weitere Defizite erkannt, deren Behebung sich im Zusammenhang mit den geplanten Arbeiten als empfehlenswert herausgestellt haben. Um die sich ergebenden Synergieeffekte zu nutzen, wurde die Sanierungsmaßnahme daher erweitert. Folgende Maßnahmen wurden hierbei unter anderem berücksichtigt:
- Neue, gemeinsame Lüftungsanlage für den Bürgersaal und den „Kulturpalast“
- grundlegende Optimierung/ Neuordnung der Räume im Untergeschoss
- Erneuerung Trinkwassernetz
- Renovierung aller Oberflächen
Einschließlich der konjunkturbedingten Preissteigerungen betragen die erwarteten Mehrkosten für die zusätzlichen Maßnahmen 3,6 Millionen Euro, insgesamt also 5,6 Millionen Euro.
Aufgrund der räumlichen Neuordnung des Untergeschosses waren hier die umfangreichsten baulichen Eingriffe erforderlich. Hierbei wurde insbesondere im zentralen Veranstaltungsbereich bewusst Wert auf eine gewisse „Rohbau-Ästhetik“ gelegt, um auch den nachfolgend Nutzenden des Kulturpalastes noch einen eigenen Gestaltungsspielraum geben zu können.
Nach Hessischem Denkmalschutzgesetz steht der Tattersall als Einzelkulturdenkmal unter Schutz. Da überdies der Bürgersaal mehr als 200 Personen aufnehmen kann, handelt es sich um eine Versammlungsstätte und somit um einen Sonderbau. Es war daher erforderlich, die geplanten Arbeiten im Zuge eines Bauantragsverfahrens genehmigen zu lassen.
Aufgrund des allgemeinen Erhaltungszustandes insbesondere des repräsentativen Bürgersaals im Obergeschoss hat sich das Hauptamt dazu entschlossen, neben den rein technischen Arbeiten auch „die gute Stube“ des Hauses einer Renovierung zu unterziehen. Hierbei wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt ein restauratorisches Gestaltungskonzept entwickelt, welches den Bürgersaal nach vier Jahren Bauzeit wieder in würdevollem Glanz erstrahlen lässt.
+++
Der Saal, ja das gesamte Gebäude sei im Zuge der technischen und Brandschutzsanierung zu einem wahren „Schmuckstück“ für die Bürgerinnen und Bürger geworden, so Mende weiter. Und der OB betont: „Unsere Bürgerhäuser sind wichtige Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Zusammenlebens, es ist daher gut, dass der Tattersall endlich wiedereröffnet werden kann. Und, dass die Nutzung für die Vereine, aber auch die Bürgerinnen und Bürger, kostenfrei ist“, so Mende.
In den 2010er Jahren hatten sich bei Untersuchungen Mängel im Brandschutz des Bürgersaals gezeigt, die 2019 zu einer ersten Sanierungsplanung geführt hatten. Nach Beginn der Arbeiten im Jahre 2020 zeigte sich aber, dass aufgrund der gemeinsamen Lüftungsanlage tiefer ins Bauwerk eingegriffen werden musste, als vorher absehbar, so dass die Maßnahme auf das Untergeschoss ausgeweitet wurde.
„Damit bekennt sich die Stadt nicht nur zu ihren Bürgerhäusern, sondern auch zur Erhaltung dieses Einzelkulturdenkmals im Bergkirchenviertel und einem Ort der Jugend- und Kulturarbeit“, sagt Mende, der sich bei allen Beteiligten des aufwändigen Sanierungsprojektes für die gute Arbeit bedankt.
Hintergrund: Die Sanierung des Tattersalls.
Die auf den britischen Stallmeister Richard Tattersall (1724-1795) zurückgehende Idee von Stallungen mit Reithalle und Reitbahnen gelangte Anfang des 20. Jahrhunderts auch nach Deutschland. So wurden in zahlreichen Städten wie beispielsweise Berlin, Bochum und eben Wiesbaden entsprechende Gebäude für die Unterbringung und Pflege von Pferden errichtet, die sich auch heute noch schlicht „Tattersall“ nennen.
Der Tattersall in Wiesbaden wurde im Jahr 1905 als Reithalle für den Reitlehrer Ernst Weiß von Albert Wolff errichtet. Ursprünglich als weiträumige Anlage mit Stallungen, Remisen und einem Wohnhaus in der Saalgasse errichtet, wurde die eigentliche Reithalle aufgrund der Hanglage über Treppen und eine Rampe erschlossen. In der Reithalle fanden bis zu 500 Menschen auf hölzernen Tribünen Platz.
Im Zuge der Sanierung des Bergkirchenviertels Mitte der 1970er Jahre wurde der Tattersall zu einem Bürgerzentrum umfunktioniert. Hierbei wurden u.a. die hölzernen Tribünen durch solche aus Stahlbeton ersetzt, sodass die heute etwas fehl am Platz wirkenden, massiven Einbauten durchaus als Reminiszenz ihrer Zeit an das ursprüngliche Raumkonzept verstanden werden können- und vielleicht sogar genauso gedacht waren.
Die sich stetig weiter entwickelnden Vorgaben des vorbeugenden Brandschutzes sowie zusätzlicher, sicherheitsrelevanter Vorschriften haben es erforderlich gemacht, ab Mitte der 2010er Jahre ein umfassendes Brandschutzkonzept erstellen zu lassen. Im Ergebnis zeigte sich, dass dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der brandschutztechnischen Ertüchtigung des Tattersalls bestand. Daraufhin wurde die WiBau GmbH mit einer entsprechenden Planung beauftragt, der im Jahr 2017 die Stadtverordnetenversammlung zunächst grundsätzlich zugestimmt hat. Nach entsprechender Planung und Kostenberechnung wurde im Jahr 2019 schließlich auch die Ausführung beschlossen. Die veranschlagten Kosten beliefen sich demnach auf rund 2 Millionen Euro.
Folgende Maßnahmen wurden hierbei unter anderem berücksichtigt:
- Flächendeckende, neue Brandmeldeanlage
- Erweiterung der Sicherheits- und Fluchthinweisbeleuchtung
- Erneuerung Brand- und Rauchschutztüren
- Austausch bzw. Optimierung der Steuerung der Lüftungsanlage
- neues Kanal- und Wärmeverteilnetz
Typischerweise ergeben sich bei einem Bestandsgebäude dieser Art und Größe mit voranschreitender Ausführung immer wieder neue Erkenntnisse. So wurden auch hier seit Beginn der Planungs- und Bauarbeiten im Jahr 2020 weitere Defizite erkannt, deren Behebung sich im Zusammenhang mit den geplanten Arbeiten als empfehlenswert herausgestellt haben. Um die sich ergebenden Synergieeffekte zu nutzen, wurde die Sanierungsmaßnahme daher erweitert. Folgende Maßnahmen wurden hierbei unter anderem berücksichtigt:
- Neue, gemeinsame Lüftungsanlage für den Bürgersaal und den „Kulturpalast“
- grundlegende Optimierung/ Neuordnung der Räume im Untergeschoss
- Erneuerung Trinkwassernetz
- Renovierung aller Oberflächen
Einschließlich der konjunkturbedingten Preissteigerungen betragen die erwarteten Mehrkosten für die zusätzlichen Maßnahmen 3,6 Millionen Euro, insgesamt also 5,6 Millionen Euro.
Aufgrund der räumlichen Neuordnung des Untergeschosses waren hier die umfangreichsten baulichen Eingriffe erforderlich. Hierbei wurde insbesondere im zentralen Veranstaltungsbereich bewusst Wert auf eine gewisse „Rohbau-Ästhetik“ gelegt, um auch den nachfolgend Nutzenden des Kulturpalastes noch einen eigenen Gestaltungsspielraum geben zu können.
Nach Hessischem Denkmalschutzgesetz steht der Tattersall als Einzelkulturdenkmal unter Schutz. Da überdies der Bürgersaal mehr als 200 Personen aufnehmen kann, handelt es sich um eine Versammlungsstätte und somit um einen Sonderbau. Es war daher erforderlich, die geplanten Arbeiten im Zuge eines Bauantragsverfahrens genehmigen zu lassen.
Aufgrund des allgemeinen Erhaltungszustandes insbesondere des repräsentativen Bürgersaals im Obergeschoss hat sich das Hauptamt dazu entschlossen, neben den rein technischen Arbeiten auch „die gute Stube“ des Hauses einer Renovierung zu unterziehen. Hierbei wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt ein restauratorisches Gestaltungskonzept entwickelt, welches den Bürgersaal nach vier Jahren Bauzeit wieder in würdevollem Glanz erstrahlen lässt.
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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Bild I
Bild II
Bauzustand Bürgersaal im August 2024.
Innenansicht Reithalle vor dem Umbau 1975.