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Dyckerhoff & Widmann (Dywidag)

Die Firma Dyckerhoff & Widmann wurde 1865 als Fabrik für Betonfertigteile von Wilhelm Gustav Dyckerhoff gegründet. Anfangs produzierte sie neben Rohren auch Bauornamente oder Brunnen, wie den „Galateabrunnen“ in Biebrich. Später erlangte sie wegen ihrer innovativen Konstruktionen und repräsentativen Hochbauten große Bekanntheit; 2004 wurde der Wiesbadener Standort geschlossen.

Details

Im Jahr 1865 gründete Wilhelm Gustav Dyckerhoff, Teilhaber des Amöneburger Zementwerks Dyckerhoff & Söhne (Dyckerhoff GmbH), mit zwei Partnern eine kleine Fabrik für Betonfertigteile in Karlsruhe. Ein Jahr später übernahm sein Sohn Eugen Dyckerhoff die technische Leitung der Firma und nannte sie nach dem Einstieg seines Schwiegervaters Gottlieb Widmann 1869 „Dyckerhoff & Widmann“. Eugen Dyckerhoff überließ Gottlieb Widmann die Leitung des Karlsruher Betriebes. Er selbst zog nach Biebrich und eröffnete östlich der ehemaligen Rheinkaserne eine erste Niederlassung. Mit dem Labor des Amöneburger Zementwerks führte Eugen Dyckerhoff in den folgenden Jahren aufwändige Versuche zur Verbesserung der Betonrezepturen durch. Die Firma Dyckerhoff & Widmann nutzte den neuen Baustoff zunächst zur Herstellung von Betonrohren und künstlerischen Produkten wie Bauornamenten, Figuren und Brunnen. In der Biebricher Robert-Krekel-Anlage existieren heute noch aus dem frühen Sortiment eine Vase auf einem Sockel und der so genannte „Galateabrunnen“, den Eugen Dyckerhoff im Jahr 1900 der Stadt stiftete.

Unterstützt von Stadtbaumeister Alexander Fach und Stadtbaudirektor Ernst Winter erhielt die Firma Dyckerhoff & Widmann erste Tiefbauaufträge in Wiesbaden. 1869 konstruierte sie für die Stadt eine Wasserleitung aus Betonrohren und 1882 als ersten größeren Betonbau einen Wasserbehälter an der Platter Straße mit 4300 m3 Volumen. Auf Rohrleitungen und unterirdische Behälter folgte ab Ende des 19. Jahrhunderts der Bau von Betonbrücken in ganz Deutschland. In Wiesbaden errichtete die Firma Dyckerhoff & Widmann Anfang des 20. Jahrhunderts gleich mehrere Eisenbahnbrücken bei der Erweiterung des heutigen Bahnhofs Wiesbaden Ost. Gleichzeitig bearbeitete die Firma immer mehr Aufträge für repräsentative Hochbauten. Eines der aufsehenerregendsten Bauwerke dieser Zeit, die Jahrhunderthalle in Breslau (1911/12), gehört wegen der innovativen Konstruktion heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zu den bekanntesten Projekten der Firma in Wiesbaden zählen die Arbeiten an der Sektkellerei Henkell (1907/08) (Henkell & Co., Sektkellerei) und dem Städtischen Museum (1914/15) (Museum Wiesbaden).

Im Jahr 1907 verlegte die Dywidag ihren Hauptsitz nach Biebrich. Von hier aus steuerte sie ihr dichtes Niederlassungsnetz in Deutschland und die zunehmende Zahl von Großprojekten im Ausland. In Biebrich führte die Firma ab Mitte der 1920er-Jahre Vorarbeiten für das weltweit erfolgreiche Konstruktionssystem Zeiss-Dywidag durch, das den Bau von Kuppeln und gewölbten Dächern mit nur wenige Zentimeter starken Betonschalen ermöglichte. Eine Versuchskuppel von 1931 ist erhalten und befindet sich heute auf dem Firmengelände der Dyckerhoff GmbH in Amöneburg. Während des Zweiten Weltkriegs überdachte die Firma Dyckerhoff & Widmann mit Zeiss-Dywidag-Schalen unter anderem die Produktionshallen des Volkswagenwerks. In der Nachkriegszeit trat die Firma mit weiteren innovativen Verfahren wie dem Spannbetonbau oder dem Freivorbau international hervor. Seit der Verlegung des Firmensitzes 1935 nach Berlin und von dort 1945 nach München verlor der Wiesbadener Betrieb an Bedeutung. Ab Ende der 1970er-Jahre wurde das Betonwerk der inzwischen in Erbenheim ansässigen Niederlassung stufenweise stillgelegt. 2001 übernahm die Walter Bau-AG die Firma Dyckerhoff & Widmann. Nach der Insolvenz der Walter Bau nur vier Jahre später kam es zur Zerschlagung der ehemaligen Dywidag und der Schließung des traditionsreichen Wiesbadener Standorts.

Literatur