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Solmsschlösschen

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Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels (1814–1901) ließ die Villa Solms von den Architekten Joseph Kreizner (1837–1902) und Friedrich Carl Johann Hatzmann (1947–1929) nach Plänen von Ferdinand Schorbach aus Hannover 1890/91 im neugotischen Stil erbauen. Das an der Ecke Gustav-Freytag-Straße und der nach dem Bauherrn benannten Solmsstraße errichtete Gebäude war in Wiesbaden zu dieser Zeit eine architektonische Ausnahmeerscheinung.

Als Vorbild diente das 1881–85 im romantisch-malerischen Stil umgestaltete Schloss in Braunfels. Während in Wiesbaden der Villenbau zu dieser Zeit von dem symmetrischen Kubus klassizistischer Prägung beherrscht wurde, folgte der Plan des Solmsschlösschens keinen starren Regeln. Vielmehr ist der Grundriss von den Funktionen der Räume geprägt, unter denen die große, durch zwei Geschosse reichende Halle aus Holz nach englischem Vorbild und die kleine, auf halber Höhe eingegliederte fürstliche Kapelle besonders hervorstechen. Im Außenbereich dominieren Erker und Ecktürme, die zusammen mit dem Holzfachwerk eine märchenhafte Belebung des Baus darstellen. Zu dem Haus gehört eine parkähnliche Gartenanlage. Das Teehaus, eine künstliche Ruine und eine Wasserorgel sind Ergänzungen eines Anwesens, das in seiner Gesamtkonzeption den englischen Cottage (= Landhaus)-Stil des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit ebenfalls in England wiederbelebten gotischen Stilelementen verbindet.

Nach dem Tod des Prinzen Albrecht verkaufte seine Witwe, die in das Braunfelser Schloss gezogen war, 1906 das Anwesen an einen Regierungsassessor. 1914–22 befand sich hier eine Pension bzw. ein Mädchenpensionat mit dem Namen »Villa Marienburg«. Nachdem die Besitzer mehrmals gewechselt hatten, erwarb 1934 die Nassauische Landesbank das Gebäude und vermittelte es vorübergehend an die SA-Standarte. 1940 kam es zu erheblichen baulichen Veränderungen: Die herrschaftliche Villa wurde zu einem Mehrfamilienhaus für zehn Mietparteien umgestaltet. Der Volksmund prägte in dieser Zeit den Begriff »Solmsschlösschen«.

Als 1983 das mittlerweile stark sanierungsbedürftige Anwesen in den Besitz von Horst Raule gelangte, begann dieser die Wiederherstellung der Villa Solms nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten.

Literatur

Schabe, Peter: Solms-Schlösschen in Wiesbaden, Wiesbaden 1986.

Stephanitz, Iris von: Die Wiesbadener Bauten der Architekten Kreizner & Hatzmann, Wiesbaden 2002 [S. 76 ff.].

Solmsschlösschen wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, Urheber: Annabelle Hagelstein
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