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Evangelische Hauptkirche Biebrich

Artikel

Die Mosbacher Kirche im nördlichen Teil von Biebrich ist die »Mutterkirche« der Biebricher Pfarrgemeinden und wird 1085 zum ersten Mal erwähnt. Die Evangelische Hauptkirche Biebrich gehörte damals zum Stift St. Simeon in Trier und war wohl dem Apostel Petrus geweiht. Das Simeonsstift verkaufte 1472 den Zehnten von Mosbach und Biebrich an das Zisterzienserkloster Eberbach, das bis zur Säkularisation 1803 für die kirchlichen Verhältnisse in Biebrich und Mosbach zuständig blieb. Es ist auch der Erbauer des Pfarrhauses, des sogenannten Diltheyhauses und ältesten Wohngebäudes in Biebrich, wie es die am Haus erhaltene Inschrift 1696 bezeugt. Im Zuge der Reformation wurde die Kirche 1560 evangelisch.

Der Turm der Evangelischen Hauptkirche Biebrich stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Außer zwei spätgotischen Reliefs von einem Heiligen Grab hat sich nichts vom alten Kircheninventar erhalten. Neben einem Marienaltar war auch ein Jakobsaltar vorhanden. Er wies auf die hier bestehende Jakobsbruderschaft hin, die die Pilger vor Ort auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela betreute. 1653–1802 diente die Evangelische Hauptkirche Biebrich auch den Mainzer evangelischen Gläubigen als Pfarrkirche.

Ihre jetzige Gestalt als Saalbau mit leicht gewölbten Tonnendecken und Rechteckchor erhielt die Evangelische Hauptkirche Biebrich 1712–16. An drei Seiten ist der Raum von zweistöckigen Emporen umgeben. Bei der letzten Renovierung (1988–91) wurden die ursprünglichen Farben an den Säulen und an den Emporen mit den Bibelsprüchen wieder freigelegt.

Der Name Evangelische Hauptkirche wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebräuchlich, nachdem am Rheinufer die Oranier-Gedächtnis-Kirche als weitere evangelische Kirche errichtet worden war.

Literatur

Gensicke, Hellmuth: Aus der Geschichte der Dörfer und Flecken Biebrich und Mosbach von 874 bis 1806. In: Faber, Biebrich am Rhein [S. 47–54].

Evangelische Hauptkirche Biebrich, 1970 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-2045, Urheber: Joachim B. Weber
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