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Oranier-Gedächtnis-Kirche

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute evangelische Oranier-Gedächtnis-Kirche in Biebrich wurde entsprechend dem Wiesbadener Programm errichtet. 2005 feierte die Gemeinde das 100-jährige Bestehen der Kirche.

Details

Mit ihrem fast 60 Meter hohen Turm prägt die evangelische Oranier-Gedächtnis-Kirche die Silhouette des Biebricher Rheinufers als ein „evangelisches Bollwerk am katholischen Rhein“. Die Kirche wurde 1902 bis 1905 nach Plänen des Architekten Karl von Loehr (1875 – 1958) aus Karlsruhe in den Formen eines monumentalisierenden neugotischen Stils erbaut, gemäß dem so genannten Eisenacher Regulativ für den protestantischen Kirchenbau von 1861. Karl von Loehr war 1900 als Sieger aus einem Wettbewerb mit 122 eingereichten Entwürfen hervorgegangen. Der Bau der Kirche stand unter der besonderen Protektion von Kaiser Wilhelm II., der unter anderem der Gemeinde das Grundstück zur Verfügung stellte. Das Innere des kreuzförmigen, rippengewölbten Baus mit den schmalen, nur angedeuteten Seitenschiffen, den kurzen Querarmen und der deutlich ausgeprägten Vierung vermittelt bis heute den Eindruck eines weiten, überschaubaren Versammlungsraumes. Altar, Kanzel und Orgel bildeten in der großen Apsis nach Südwesten zum Rheinufer hin eine Einheit entsprechend dem Wiesbadener Programm.

Das Kirchenschiff und das Dach wurden 1944 durch Brandbomben erheblich zerstört. In den Jahren 1947 bis 1949 erfolgte der Wiederaufbau. Auch die farbige neugotische Ausmalung ging durch den Brand weitgehend verloren und wurde bei der Innenrenovierung 1973 nicht wiederhergestellt. Anfang der 1990er-Jahre zeigten sich an der Fassade aus rotem Mainsandstein gravierende Witterungsschäden. Bis zur Hundertjahrfeier 2005 wurde die Außenfassade vollständig saniert.

Die Kirche erhielt ihren Namen zu Ehren Wilhelms von Oranien (1533 – 1584), des „Schweigers“, Vorkämpfer des Protestantismus in den Niederlanden gegen die spanische Krone. Kaiser Wilhelm II., der auch den Titel eines Prinzen von Oranien führte, sah sich in der Nachfolge Wilhelms von Oranien und fühlte sich verpflichtet, den Protestantismus im Deutschen Reich zu schützen; dies sollte auch im Kirchenbau verwirklicht werden.

Literatur

Die Oranier-Gedächtnis-Kirche vom Rhein aus gesehen. Cornelia Röhlke
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