Hessischer Literaturrat e. V.
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Im Frühjahr 2003 hatte eine Initiative von literarischen Institutionen und Vertretern der Politik zur Gründung einer zunächst losen Arbeitsgemeinschaft geführt, die im Laufe nur eines Jahres schon 60 Mitglieder hatte. Im August 2004 wurde in einer Versammlung in der Villa Clementine die Arbeitsgemeinschaft in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Seit 2008 wird der Literaturrat institutionell vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert; inzwischen hat er rund 100 Mitglieder.
Zur Vertiefung der interkulturellen Kontakte mit den hessischen Partnerregionen wurde 2005 das Hessische Literaturstipendium ins Leben gerufen. Es vermittelt einen Stipendienaufenthalt für literarisch Arbeitende; hierfür stellt die Landeshauptstadt im Dachgeschoss der Villa Clementine Gastwohnungen zur Verfügung. In gleicher Weise bieten die Partner des Programms ihrerseits Aufenthaltsmöglichkeiten für Hessen. Je nach den örtlichen Gegebenheiten und den Interessen der Stipendiaten sind die Aufenthalte mit Lesungen und Kontakten verbunden. Das Hessische Literaturstipendium wird öffentlich ausgeschrieben; die Auswahl trifft der Hessische Literaturrat für die Stipendiaten, die ins Ausland gehen, so wie die ausländischen Partner entscheiden, wer aus ihren Regionen als Stipendiat nach Hessen kommt.
Von den hessischen Partnerregionen sind die Aquitaine (Bordeaux), die Emilia Romagna (Ferrara) und der amerikanische Bundesstaat Wisconsin (Madison) in den Austausch einbezogen. Mit der Republik Litauen verbindet Hessen seit 1994 ein Kulturabkommen, für das der Hessische Literaturrat auch die Patenschaft für andere Projekte übernommen hat. Über die Partnerregionen hinaus wurden inzwischen auch literarische Partnerschaften mit dem Prager Literaturhaus Deutschsprachiger Autoren und der rumänischen Poetikstiftung von Mircea Dinescu in Cetate aufgebaut. Der Schriftstelleraustausch ist die Grundlage auch für weitere gemeinsame Projekte.
Auf dem Hessentag in Heppenheim haben 2004 der Hessische Rundfunk mit seinem Kulturprogramm hr2, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Hessische Literaturrat das Projekt Literaturland Hessen ins Leben gerufen. Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist es, die literarischen Schätze des Landes zu heben und zu präsentieren. An der literarischen Spurensuche beteiligen sich neben den Initiatoren zahlreiche weitere Kooperationspartner, wie der ADAC Hessen-Thüringen, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und viele engagierte Literaturfreunde, die die Literaturtradition des Landes pflegen und lebendig halten. 2007 fand der erste „Tag für die Literatur“ statt, der eine so große Resonanz fand, dass er seitdem im Zweijahres-Rhythmus wiederholt wird; zum dritten Mal schon ist ein Literaturkalender erschienen, der auf diesen dezentralen Initiativen aufbaut – 2012, im Grimm-Jahr, mit Märchenmotiven, für 2014 im Zeichen der Romantik.
Die Expertise des Literaturrates ist inzwischen auch über den bisherigen Rahmen hinaus gefragt. So hat er zum Frankfurter Filmfestival „Lichter“ beitragen können, kooperiert mit Akademien bei Schreibwerkstätten und Veranstaltungen. Für die Vorbereitung der Büchner-Gedenkjahre 2012/2013 wurde er mit der Durchführung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Als besondere Anerkennung seiner Arbeit betrachtet er es, dass die Landesregierung ihm Koordination und Öffentlichkeitsarbeit dieser Gedenkjahre anvertraut hat.
Eine Datenbank mit hessischen Autoren und Autorinnen ist seit 2014 am Netz. Dies ist verbunden mit einem Projekt, das 1993 an der Frankfurter Romanfabrik begonnen hat und vom Literaturrat fortgeführt wird: die in Frankfurt lebende litauische Fotografin Ramune Pigagaite baut eine Sammlung von außergewöhnlichen Autorenportraits auf. Seit Beginn des Stipendiatenprogramms macht sie auch Bilder unserer Gäste. Diese Bilder sind in Wiesbaden im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, in Frankfurt im Haus am Dom, aber auch in Litauen in Galerien in Vilnius und Kaunas gezeigt worden. Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung hat die Herausgabe eines Bandes ermöglicht, der unter dem Titel „Hessische Literatur im Porträt“ hessische Autorinnen und Autoren mit ausgewählten Bildern und Texten vorstellt.