Bau des Stadtschlosses
1837 bis 1840: Bau des Stadtschlosses der Herzöge von Nassau
1837 erhielt der darmstädtische Hofbaudirektor Georg Moller den Auftrag, Pläne für ein herzogliches Stadtschloss in Wiesbaden zu entwerfen. Noch im gleichen Jahr begannen die Bauarbeiten und im Winter 1839/40 wurde die Innengestaltung abgeschlossen. Hier bezog Herzog Adolf, der letzte Regent von Nassau, eine zweite Residenz - inmitten der Bürgerschaft der Hauptstadt.
Der Hof wurde regelmäßig im November nach Wiesbaden, im April des Folgejahres wieder nach Biebrich verlegt. Die demonstrative Bürgernähe hatte ihren Preis - dass Herzog Adolf einen Gutteil des Jahres mitten in der Stadt - am Schlossplatz - zu residieren pflegte, machte ihn angreifbar. In dem Glauben, er müsse vor Ort sein, strömten am 4. März 1848 rund 30.000 Menschen aus allen Teilen Nassaus in Wiesbaden zusammen, um die Regierung zur Annahme der "Forderungen der Nassauer" zu zwingen. Zu den neun Forderungen gehörten neben Presse- und Versammlungsfreiheit und der bereits vollzogenen "Volksbewaffnung" die "sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments". Doch Herzog Adolf weilte gerade in Berlin. Rasch zurückgerufen, machte er vom Balkon des Stadtschlosses aus bereits am Nachmittag weitgehende Zusagen. Diese gefeierten Zugeständnisse hatte nicht lange Bestand. Bereits ein Jahr später wurden sie und viele der Revolutionäre liquidiert.
Nach der Annexion Nassaus durch Preußen war das Schloss ein beliebter Aufenthaltsort der preußischen Königs- und später deutschen Kaiserfamilie - besonders Kaiser Wilhelm II. war von Wiesbaden angetan und besuchte es regelmäßig.
1918 diente das Gebäude als Sitz des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates, 1919 bis 1925 als Unterkunft des französischen Oberkommandos über die besetzten Rheinlande. Anschließend wurde es für Besichtigungen freigegeben, bis es im Zweiten Weltkrieg militärische Dienststellen aufnahm. Seit 1946 tagt hier der Hessische Landtag, dessen Plenarsaal sich heute an der Stelle der 1957 abgerissenen Reithalle des Schlosses befindet.