JoBiNeo
Juli 2023
Unternehmen:
JoBiNeo – Bewerbungsplattform Inhaberin: Jennifer Schiradin (Einzelunternehmen)
Gründerin:
Jennifer Schiradin
Gründungsdatum:
1. April 2023
Branche:
HR-Tech / Online-Plattform
Was treibt Sie an? Was ist Ihr Leitspruch?
Besonders in den herausfordernden Phasen sage ich mir immer wieder "Wenn es leicht wäre, dann würden es alle machen ..." und ich habe die Hoffnung, dass nicht das Anfangen zum Erfolg führt, sondern das Durchhalten.
Interview mit der Gründerin
Worum geht es bei Ihrer Gründung und was ist das Besondere daran?
Recruiting wie Online-Dating: Unternehmen und Bewerbende erstellen individuelle Profile, geben an was sie suchen und können, präsentieren sich mit Bildern/Videos und schicken sich gegenseitig Match-Anfragen, wenn sie andere Profile oder Stellenanzeigen interessant finden.
Bewerber-Profile sind teilanonymisiert, das heißt erst nach einem Match werden Namen, Kontaktdaten und die Chat-Funktion freigeschaltet, sodass alle die gleiche Chance haben und niemand z.B. aufgrund seines Namens vorab aussortiert werden kann.
Auf JoBiNeo steht die Persönlichkeit im Fokus, mögliche Sprachbarrieren - wie zum Beispiel beim Formulieren einer Bewerbung – werden minimiert. Durch eine "Like-Funktion", bekommen beide Seiten ein Feedback zu ihrem Profil. Auf Wunsch erhalten diese von JoBiNeo Tipps zur Optimierung.
Unternehmen müssen nicht mehr auf Bewerbungen warten, sondern können aktiv die registrierten Bewerberprofile durchsuchen und nach Match kontaktieren.
Es wird auch sogenannte JoBiNeo Challenges geben: Wenn ein Profil noch nicht überzeugt, können Unternehmen bspw. eine Art Quiz, eine Videoaufgabe oder einfach noch eine individuelle Frage senden.
Was sind Ihre ersten Erfolge?
Die Idee zu JoBiNeo entstand Ende 2022 und der erste Erfolg war, im Januar 2023 einen Entwickler zu finden, der die Plattform nach meinen Vorstellungen unentgeltlich auf reiner Gewinnbeteiligung basierend entwickelt, da ich kein Budget für die Entwicklung hatte.
Am 1. Juni 2023 konnten sich erstmals Nutzer registrieren. Auch wenn aktuell noch nicht alle Funktionen implementiert sind, wollte ich allen noch Suchenden zum diesjährigen Ausbildungsstart ermöglichen, für den Arbeitsmarkt entdeckt zu werden. Innerhalb von zwei Wochen haben sich über 100 Bewerbende registriert.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Nach meiner Berufsausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte absolvierte ich die Fachoberschule, bevor ich für ein Jahr ins Ausland ging. Anschließend begann ich aufgrund der Überredungskünste meiner Eltern eine Ausbildung als Fachinformatikerin.
In der Berufsschule stellte ich schnell fest, dass meine eigentliche Stärke im Bereich „Lernen und Lehren“ liegt und so beschloss ich, im Anschluss Wirtschaftspädagogik zu studieren. Seit 2016 arbeite ich nun als Berufsschullehrerin.
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Ideen für ein eigenes Start-up hatte ich schon mit zwölf, aber JoBiNeo war die erste Idee, bei der meine Freunde mich nicht belächelt, sondern gesagt haben: "Das ist es, mach das!".
Wenn dich eine Idee nicht mehr loslässt, dann musst du sie verfolgen und genau das habe ich getan. JoBiNeo ist der schönste Ausgleich neben der Schule, den ich mir vorstellen kann und gleichzeitig eine Bereicherung für den Wirtschaftsunterricht, den ich jetzt mit noch mehr Beispielen aus der Praxis füllen kann.
Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und Mentoren?
Mentale Unterstützung erfahre ich vor allem durch Freunde, Partner und Familie. Besonders hilfreich ist jedoch der Austausch mit Dozenten meiner ehemaligen Hochschule und anderen Gründer:innen in Netzwerken wie bspw. dem "Founders Network Rhein Main", die „RheinMain StartUpLabs“ oder "Lust auf Wiesbaden". Die Beratungsstelle StartHub Hessen hat mich unter anderem bei Fragen während Gründung unterstützt.
Wie haben Sie die ersten Tage als Gründerin erlebt?
Für mich ist und bleibt es eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es gibt gerade am Anfang so viel mehr Hürden, als Erfolge und ich wollte oft hinschmeißen, aus Angst zu scheitern. Verliebt in meine Idee wollte ich es aber um jeden Preis schaffen und so haben die guten Tage, die Probleme der schlechten gelöst.
Was war Ihre größte Herausforderung und wie haben Sie diese gemeistert?
Meine größte Herausforderung neben der Auseinandersetzung mit rechtlichen Themen wie beispielsweise Datenschutz ist und bleibt das "Henne Ei Problem" bei Plattformen: Ohne Unternehmen keine Bewerber – ohne Bewerber keine Unternehmen.
Dieses Problem versuche ich im Augenblick vor allem durch Marketingmaßnahmen und Durchhaltevermögen zu lösen. Tipps/Ideen sind willkommen.
Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Was ist Ihre beste Vermarktungsidee?
Derzeit habe ich Schulen im Umkreis von Wiesbaden um Unterstützung / Bekanntmachung bei den Schülern gebeten. Außerdem ist meine eigene Schule gut vernetzt mit Ausbildungsbetrieben.
Der Fokus liegt stark auf Social Media, um die Jugendlichen erreichen zu können. Partnerschaften/Kooperationen sind im Gespräch, aber natürlich bleibt auch das klassische „Klinkenputzen“ nicht aus.
Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung umgesetzt?
Bisher wird das Projekt komplett aus meinen eigenen Mitteln finanziert, da ich noch keine Investoren finden konnte. Nebenberufliche Gründungen werden bisher leider auch kaum staatlich gefördert. Bis 15.08. läuft auf Startnext noch eine Crowdfunding Kampagne.
Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Ich möchte eines Tages als Speakerin vor jungen Gründer:innen stehen und aus Überzeugung sagen können: „Alle haben immer gesagt, hab´ Geduld, die Idee wird sich durchsetzen und ich konnte es anfangs nie glauben. Heute weiß ich, Durchhalten wird belohnt, also gebt nicht auf.“
Bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich ...
... wieder häufiger wandern gehen.
Was ist Ihr besonderer Tipp: Was würden Sie Gründerinnen und Gründern empfehlen?
Gründet nicht allein, sucht Menschen, die mit euch für die Sache brennen und "netzwerkt" so viel Ihr könnt. Wichtig: Gönnt euch kreative Pausen.